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Die Stellung des Geschichtsunterrichts im Lehrplan
des Jahrhunderts neu verteilt. Das Zeitalter der Glaubenskämpfe, aber
auch das der großen Handelskriege ist vorbei. Der Merkantilismus be¬
herrscht die Wirtschaftspolitik nicht nur aller Festlandsmächte: selbst
England geht zum Prohibitivsystem über. Das naturwissenschaftliche In¬
teresse des 17. Jahrhunderts entwickelt sich zum philosophischen des
18.; das Zeitalter der Aufklärung und des Rationalismus hebt an und
sucht nach rückwärts über zwei seinem Wesen fremdartige Zäkula hin¬
weg Fühlung mit der Renaissance. Dies mag genügen, um zu zeigen,
daß 1715 sich sehr wohl als Grenzjahr eignet; kann man aber in Unter¬
tertia bis 1740 kommen, um so besser. Dann wird kein Lehrer mehr
eine Entschuldigung haben, wenn er in OIII nicht bis ans Ende des
19. Jahrhunderts gelangt. Ich vermute, daß dies in Preußen und den
Schulen mit preußischem Plan jetzt überall (in UII) der Fall ist; in
Sachsen ist es schon ein großes Kunststück, wenn man den 70er Krieg noch
bis zu (Ende schildern kann.
Bei der hier vorgeschlagenen Verteilung der Pensen kommt man in
allen fünf Unterklassen mit zwei Wochenstunden aus; dagegen bedarf
man in den vier Gberklassen aller Vollanstalten deren drei? Inso¬
fern auf dieser Stufe überhaupt noch eine chronologische Stoffeinteilung
stattfindet, ergibt sich etwa die folgende:
UII: Rite Geschichte bis zur Schlacht bei Kktium.
OII: Kaiserzeit und Mittelalter.
UI: 1500—1789, da sehr große Stoffmengen aus diesen Jahrhun¬
derten als bekannt vorausgesetzt werden dürfen.
Ol: 1789—1900.
1 Der ©berfurs hat jetzt in Preußen und der sächsischen (Dberrealfchule 9,
in Bayern 10, im sächsischen Realgymnasium 11, im Gymnasium 13 Stunden
(wovon aber ein Teil für Erdkunde verwendet werden soll). Nach unserem Vor¬
schlag soll er 12 erhalten, ohne Verquickung mit Erdkunde. Über eine etwaige
Abweichung für die (Dberrealfchule s. o. S. 63f.