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Da stürzte sie taut weinend ihrem Mann in die Arme; aufs
schrecklichste war sie gefaßt gewesen, aus die Freude nicht.
Und sie gingen miteinander Hand in Hand durch den wir¬
belnden Schnee, und unter dem feierlichen Geläute der Christ¬
glocken, an den Häusern voll weihnachtsfroher Menschen vorbei,
ohne ein Wort zu reden, nur fest sich aneinander anklammernd;
da und dort glänzte sie ein Bäumchen aus niedrigem Erdgeschoß
an, oder aus irgendeinem Stockwerk von oben brach ein Licht¬
meer über den Weg; auch jubelnde Kinderstimmen drangen ge¬
dämpft in die jetzt stillen, menschenleeren Gassen —
Die drei waren ganz warm geworden von ihrem inneren
Glück, trotz der weißen Schneekruste, die sich über sie gelegt; sie
eilten nicht heim, denn ihrer wartete kein Bäumchen, keine Be¬
scherung und Überraschung, sie hatten ihr Geschenk schon erhalten,
das größte, das ihnen hatte werden können — das göttliche Ge¬
schenk ihrer Ehre, ihrer unangetasteten Menschenwürde.
Hermine Villinger.
Sv. Der Goldfaden.
Eine Skizze aus dem Kinderleben
Es ist gar mancherlei zwischen meinen kleinen Jungen und
mich getreten: Leute, die ich nicht kenne und von denen ich nichts
weiß, mit denen er aber täglich zusammen ist. Gedanken, die
ich nicht denke, und Gedanken, die ich nicht denken kann. Es ist
nicht gut für uns, daß ich aus ihm oft nicht ganz klug werden
kann, und manchmal sieht es aus, als wäre der Goldfaden zwischen
uns gerissen. Aber ich lasse den Jungen in Frieden, wie ich es
ihm versprochen habe, noch ehe er geboren war, und warte auf
eine passende Gelegenheit, und zuweilen trifft es sich so aus¬
gezeichnet, wie nur ein Zufall dies bieten kann.
Gestern kehrte ich von einem Spaziergang heim. Da sehe
ich ihn, wie ich noch auf der anderen Seite der Straße bin, vor
unserer Haustür. Er sieht mich nicht, — er hat ein Paar herrliche
Augen, die nichts anderes sehen können, als was sie gerade be¬
trachten; deshalb ist er zuweilen unartig und beträgt sich so, wie
es sich nicht gehört.
Er hat einen kleinen Jungen ins Auge gefaßt, einen Jungen,
der kleiner ist als er und aus der Schule kommt. Und ohne
weiteres macht er sich daran, den kleinen Burschen mit einem