Full text: Düsseldorf im Wandel der Zeiten

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Hammer als Donnerkeil gegen seine Feinde. Auch als die Germanen 
Christen wurden, schwand diese heidnische Anschauung nicht gänzlich. 
Im Mittelalter und später noch suchte man den Donnergott mit 
seinein Gewitter durch den Schall geweihter Glocken zu vertreiben. 
So verbietet eine Verordnung des Kurfürsten Karl Theodor vom 
Jahre 1780 das Maigeläute, gestattet dagegen das übliche Läuten 
während eines Gewitters zur Abwendung des Blitzschadens. Einige 
Jahre später untersagte eine Polizeiverordnung dieses Tonnerwetter¬ 
läuten, wie das Volk es nannte, weil dabei viele Glöckner vom Blitz 
erschlagen wurden. Es sollte fortan bloß ein Zeichen mit der Me߬ 
glocke beim Herannahen eines Gewitters gegeben werden. 
Als mm der von Benjamin Franklin erfundene Blitzableiter 
mehr und mehr in Anwendung kam, ließ der Kurfürst Karl Theodor 
im Jahre 1781 das Schloß und alle öffentlichen Gebäude Düssel¬ 
dorfs mit Blitzableitern versehen. 
Da erwachte der alte Aberglaube des Volkes. Ju der Anlage 
des Blitzableiters sah es einen Eingriff in das Walten Gottes, in¬ 
dem seine Strafgewalt dadurch verkürzt werde. Durch Aufwiegler 
angestachelt, rotteten sich viele Leute zusammen und fingen an, die 
Ableiter, die schon angebracht waren oder gerade angelegt wurden, 
zu zerstören. Das Militär mußte Ordnung schaffen. Die pfälzischen 
Dragoner sprengten die Aufrührer auseinander, wobei einige über¬ 
ritten und andere durch Säbelhiebe verwundet wurden. Die Anführer 
verurteilte man zu Zwangsarbeit. Die Regierung aber gab sich 
Mühe, das Volk über das Gewitter und deu Blitzableiter zu be- 
lehreu. Sie verbreitete die kleine Schrift eines Professors der Natur¬ 
lehre, die alle Bedenken gegen den Blitzableiter widerlegte. Das 
Volk schien beschwichtigt zu sein, und die Blitzableiter konnten nun 
angelegt werden. 
Da begab es sich iin Sommer 1783, daß ein schweres Gewitter 
über der Stadt Düsseldorf sich entlud. Als der Blitz au mehreren 
Stellen einschlug und Häuser anzündete und die Gewitterwolken wie 
festgebannt über der Stadt schwebten, brach der Aufruhr von neuern 
los. Gott wolle sich wegen der Blitzableiter rächen, so hieß es; 
darum habe sich das Gewitter so über der Stadt zusammengezogen. 
Das rasende Volk mochte sich an die Zerstörung der Anlagen. Das 
gesamte Militär mußte zu deren Schutz einschreiten, und wiederum 
setzte es blutige Kopse ab. Die Regierung ließ durch Zeugen fest¬ 
stellen, daß der Blitz an den Ableitern, namentlich am Pulverturm, 
ohne Schaden anzurichten, herabgefahren war und tat auch weiter¬ 
hin alles Mögliche zur Belehrung des Volkes. Dennoch mußten die 
Ableiter durch Wacheu geschützt werden. Nach und nach beruhigte 
sich indes die Menge und nahm die Belehrung wohlwollend ans. 
Ähnlich wareu die Vorurteile und der Widerstand bei der Ein¬ 
führung der Kuhpockenimpfuug zum Schutze gegen die Blattern.
	        
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