Full text: Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern (Teil 1)

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mußten kurz geschoren gehen. Ebenso war es mit dem Barte, der 
den ganzen untern Teil des Gesichtes oder doch die Oberlippe bedeckte. 
Die Frauen besetzten ihre Kleider mit Purpurstreifen, die Männer 
mit feinerem Pelzwerk. Als Schmuckgegenstände waren Brustschmuck 
und Halsketten beliebt, ebenso metallene Armringe, deren man viele 
in alten Gräbern gefunden hat. 
Tacitus: „Bekannt genug ist. daß die Völkerschaften der Germanen 
nicht in Städten wohnen. Sie dulden nicht einmal untereinander zu¬ 
sammenhängende Wohnhäuser. Gesondert und geschieden bauen sie sich 
an, wie eine Quelle, ein Feld, ein Hain ihnen gerade gefiel. Die 
Dörfer legen sie nicht nach römischer Weise an mit nahe aneinander 
gerückten Gebäuden. Jeder umgiebt sein Haus mit einem freien 
Raume, sei es zum Schutze gegen Feuersgefahr, sei es aus Uner¬ 
fahrenheit im Bauen." „Sie gebrauchen nicht einmal Steine und 
Ziegel. Unförmiges Bauholz ohne Schönheit und Wahl verwenden 
sie zu allem. Einige Stellen bestreichen sie sorgfältig mit einer so 
reinen und glänzenden Erdart, daß es wie Malerei und farbige Li¬ 
nien aussieht. Sie pflegen auch unterirdische Höhlen auszugraben 
und diese mit vielem daraufgeschütteten Dünger zu bedecken. Das ist 
eine Zufluchtsstätte für den Winter und ein Raum zur Aufbewahrung 
der Feldfrüchte." In unterirdischen Räumen geschah nach Plinius 
auch das Weben leinener Gewänder. Die Häuser, so berichtet er, 
waren mit einem Dache von Schilf bedeckt, und derartige Dächer 
haben eine lange Dauer. Städte im Sinne der Römer gab es in 
Germanien nicht; wo Cäsar von Städten spricht, sind jedenfalls ge¬ 
schlossene Ortschaften (Dörfer) gemeint. 
Die Bedürfnisse der damaligen Germanen waren gering und könn- 
ten daher leicht befriedigt werden. Von Gewerbthätigkeit ist mithin 
keine Rede, wenn man nicht die sehr einfachen, teilweise rohen An¬ 
fänge des Gewerbfleißes dafür gelten lassen will. Die Bearbeitung 
der Stämme und die Herstellung von Tischen und Bänken (an den 
Seiten des Gemaches herlaufend) war den Germanen bekannt. Sie 
fertigten Thongefäße und zierten diese mit eingeritzten Linien, die bald 
wellig, bald spiralförmig, bald gebrochen und winkelig waren. (Urnen.) 
Von den Römern lernten sie den Gebrauch der Töpferscheibe. 
Früh schon wurde die Bearbeitung von Gold und Silber geübt. 
Die Hörner der erlegten Auerochsen wurden mit Silber beschlagen. 
Armringe, Halsketten, Spangen aus Erz zur Befestigung des Mantels
	        
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