578 Die Luftfeuchtigkeit und die wässrigen Niederschläge in Europa.
Zweiter Abschnitt.
Die Luftfeuchtigkeit und die wässrigen Niederschläge.
§. 13. Auf die Licht- und Wärmeverhaltnisse wirkt auch die größere oder ge¬
ringere Luftfeuchtigkeit, die Trübung der Luft durch Nebel, die Bedeckung
des Himmels durch Wolken ein. Westeuropa hat im Verhältniß zu Osteuropa
wegen seines vorwaltenden ozeanischen Klimas weit mehr wolkenbedeckte und Nebeltage,
wodurch im Sommer die Sommerwärme vermindert, im Winter die Kältegrade ge¬
mildert werden; auch hat der 8 einen wolkenfreiem, ungetrübtem Himmel als der N;
hier ist die Luftfärbung weißlichblau, in Mitteleuropa hellblau, in Süd¬
europa dagegen dunkelblau.
§. 14. Seinen Regenverhältnissen nach gehört Europa in den n ö r d -
lichen Gürtel der beständigen aber unregelmäßigen Niederschläge;
der Regen ist nicht auf eine bestimmte Zeit beschränkt, die mit einer regenlosen Zeit
abwechselt, sondern über das ganze Jahr verbreitet, wenn auch eine Jahreszeit regen¬
reicher, die andere regenärmer ist; ein Verhältniß, welches sich in W und 8 Europa
anders als in Mittel- und 0 Europa gestaltet, so daß wir in Europa 2 Regenprovinzen,
die Regenprovinz des Sommerregens und die des Herbstregens unter¬
scheiden können. Lappland, Nordschweden, Skandinavien, die brittischen Inseln,
N, W und 8 Frankreich, die 3 südlichen Halbinseln, die südlichen Karpatenländer, das
ganze unmittelbare Alpenland gehören der Provinz desHerbstregens an, Mittel¬
frankreich, Deutschland, Dänemark und die große sarmatische Ebene der Provinz
des Sommerregens; nur die 8W Küste der Pyrenäen-Halbinsel ragt in die
P r o v i n z d e s W i n t e r r e g e n s. In der Provinz des Winterregens bildet der Som¬
merregen 5 %, in der des Herbstregens 5 — 30, in der des Sommerregens 30 — 40 %
der jährlichen Regenmenge. Verschieden ist auch die Zahl der jährlichen Regen¬
ta g e, die Menge des jährlich fallenden Regenwassers über Europa verbreitet.
§. 15. Die Zahl der Regentage ist in NW(Sucopct am größten, Jreland
und Westengland haben das Maximum mit 208, die Niederlande mit 170, das
Ostseebecken mit 155; Norddeutschland hat 152—154, Mittelsrankreich 152, Süd-
deutschland 131, Westfrankreich 135 Regentage; nach 0 und 8 nimmt die Zahl der
Regentage ab; Polen mit 138, Mittelrußland mit 90 und Ungarn mit 112 Regen¬
tagen bilden den kontinentalen regenärmern Osten, die Pyrenäen-Halbinsel mit 68,
Südfrankreich mit 76, Mittel- und Unteritalien mit 89, Oberitalien mit 96 Regen¬
tagen den subtropischen Theil, Deutschland und Frankreich bilden das vermittelnde
Glied zwischen dem regenreichen ozeanischen NW und dem regenlosem kontinentalen 0.
§. 16. Die Gegenden mit der größten Zahl der Regentage haben aber keines¬
wegs die größte Regenmenge, da diese nicht blos von der Zahl der Regentage, son¬
dern auch und vorzüglich von der Regen stärke abhängig ist. Der subtropische
Charakter der südlichen Halbinseln giebt sich durch stärkern Regen zu erkennen; die
Regenstärke, in Hunderttheilen des Zolls an jedem Regentage im Mittel, beträgt in
Spanien 43, in Italien 35, in Südfrankreich 33, in Ostengland 21, in Süddeutschland
18, in Westfrankreich 17, in den Niederlanden 15, in Frankreich, Ungarn, im Ostsee¬
becken 14, in Nord- und Mitteldeutschland und Jreland 11 (Hunderttheile des Zolls).
Das Maximum der Regenmenge in Europa ist in Coimbra in Portugal mit
211", doch nur nach 2jährigen Betrachtungen, zu Tolmezzo in den 80 Alpen mit 90,
zu Bergen in Norwegen mit fast 78", das Minimum hat Jekaterinburg im Ural