Full text: Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern (Teil 1)

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anbaufähigen Flußthälern aus und drangen durch Rodungen immer 
tiefer in die Wälder der Ebene und des Gebirges ein. Immer neue 
Wohnplätze entstanden, denn die stetig zunehmende Bevölkerung ver¬ 
langte breiteren Raum. Oft ist die Art und Weise der Besiedelung 
in den jetzigen Ortsnamen noch klar zu erkennen. Bezeichnungen wie: 
Ried, Riet (Sumpf), -brand, -schlag, -hau, Reute, Rüti, -rode, Schwan¬ 
den. Schwendi (zum Schwinden gebrachtes Holz) in West- und Süd¬ 
deutschland und in der Schweiz deuten auf die großen Anstrengungen 
hin, die zur Urbarmachung des Landes erforderlich waren. Die End¬ 
silben -Hofen und -hausen erinnern an die Gründung von Höfen, 
-büren, -dorf, -heim, -weil, -weiler an die von Dörfern. Daß manche 
deutsche Orte auf den Trümmern römischer oder keltischer Städte er¬ 
richtet sind, weisen -stadt, -bürg (-städt, -bürg) nach; auf Verkehrs¬ 
wege deuten -straß, -brück, auf Grenzorte -scheid, auf Wiesen -au, 
-seld, -wang, -wangen, auf die Anlage am Wasser -brunn, -born, 
Lauter, Spring, -bach, -ach, -gmünd, -surt, Laufen, auf Baumpflan¬ 
zungen Holz. Wald. Berka, Eichen, Esch. Elm, Buchen, Linden, Affol- 
tern (Apfelbaum, althochdeutsch apholtra), auf Mühlen Quirn-, Kirn-, 
Kürn-, -mühl, Mühlen hin; die Bezeichnung der Lage überhaupt tritt 
hervor in: -berg, -stein. -fels. -steig. Bühl. Halden u. f. w. Auf 
nicht deutsche Bevölkerung, die im Lande blieb, aber mit der Zeit 
ihre Sprache verlor, läßt sich bei den Silben: Wal-, Walch-, Wälsch- 
und Wallen schließen. 
Aus die wegen zunehmender Bevölkerung erfolgte Teilung mancher 
Orte weisen Bezeichnungen hin wie Alt- und Neu-, Ober- und Nieder¬ 
oder Unter-, Vorder- und Hinter- n. s. w. Daß die Zahl der Kirchen 
und Kapellen in den einzelnen Orten sich gemehrt hat, zeigen die Vor- 
und Nachsetzungen von Kirch-, Münster. Zell, Kappel u. s. w. Manche 
Orte haben ihren Namen von Personen und Familien. Daraus geht 
hervor, daß dadurch entweder das Sondereigen oder der Gründer der 
Siedelung angedeutet werden sollte. Hierher gehören die schwäbische 
Endung -ingen, das hessische und thüringische -ungen (in Bayern -ing), 
das Vorsetzen von Vornamen vor -hofen, bei Geschlechtsnamen -ing- 
hofen, vor -au, -bach, -berg, -dorf, -feld u. s. w. 
Orte, die von steuerfreien Herrschaften angelegt waren, erhielten 
die Namen Bifang (Einfassung), Sonder oder Hagen (auch mit Eigen¬ 
namen zusammengesetzt). Manchmal läßt sich aus den Namen erkennen, 
welcher Art die Grundherrschaft war, oder ob sie fehlte. Grafen-
	        
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