Metadata: Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern (Teil 1)

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Neben dem nationalen Elemente erkannte er aber auch die Kraft 
der antiken Bildung. Mitten unter feinen kriegerischen Beschäfti¬ 
gungen las er römische Schriftsteller, und sie hoben seinen Sinn und 
lenkten seinen Geist auf die hohen Vorbilder in der alten Welt, unter 
deren Ruinen er gewandelt und mit deren Kunstwerken er seine Pfalzen 
und die neuen Kirchen in seinem Heimatlande geschmückt hatte." Da 
ihm die höchste Bildung im Christentume lag, so sollten auch die 
Geistlichen nicht nur Verkünder des Evangeliums, sondern zugleich 
würdige Vertreter und Verbreiter von Kunst und Wissenschaft sein. 
Er verbot ihnen Waffen zu tragen, Hunde, Falken und Possenreißer 
zu halten, dagegen sollten sie sich eines ehrbaren Wandels befleißigen. 
Niemand sollte Priester werden, der nicht schreiben, singen, rechnen, 
Bücher abschreiben und Briefe auffetzen sonnte. Außer dieser allge¬ 
meinen Bildung sollte der angehende Priester natürlich im Besitze der 
geistlichen Wissenschaften sein, vor allen Dingen eine genaue Kenntnis 
der Bibel haben. Über das Leben und die Thätigkeit der Priester 
ließ sich der Kaiser von den Bischöfen und den Sendboten alljährlich 
Bericht erstatten. Besonderen Wert legte Karl darauf, daß die Geist¬ 
lichen dem Volke in seiner Muttersprache predigten. Paul Warnefried 
mußte im Aufträge des Königs für diejenigen Priester, die keine eigene 
Predigt ausarbeiten konnten, eine Sammlung von Vorträgen älterer 
Kirchenlehrer veranstalten. Ebenso sorgte Karl für die Hebung des 
Kirchengesanges, er schaffte Orgeln an und ließ die Priester im 
Orgelspiel unterrichten; von seinem Freunde, Papst Hadrian, erbat er 
sich zwei Sänger, der eine bekam seinen Wohnsitz in Metz, der andere 
in Soissons. In ihren Schulen mußte jeder gewesen sein, der Gesang 
lehren oder Vorsänger in einer Kirche werden wollte. Namentlich in 
Metz ward die Kunst des Gesanges so sehr gepflegt, daß diese Schule 
dadurch berühmt wurde; man nannte den Kirchengesang Mettense, 
und daraus soll Mette ober Messe entstanden sein. Nach andern ist 
Mette aus cantilena matutina, Frühgesang, entstanden. 
Männern, die in solcher Weise vorgebildet waren, glaubte Karl 
t)ie Einrichtung und Leitung von Schulen für das Volk anvertrauen 
zu dürfen. Er verordnete 789, daß die Priester in den einzelnen 
Klöstern und Bistümern Schulen errichten sollten, in welchen Lesen, 
Sohn, der unechte 9Jtonat), lenzinmänoth, ostarmänoth, wunnimänoth (Weide¬ 
monat), brächmänoth, hewimänoth (Heumonat), aranmänoth (Erntemonat), witu- 
mänoth (Holzmonat), windumemänot (Weinmonat), herbistmänoth, heiligmanoth.
	        
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