Full text: Vom großen Interregnum bis zur Reformation (Teil 2)

und andere Stoffe der flüssigen Glasmasse beimischte. Nun wurden 
die Kirchenfenster aus verschieden gefärbten Gläsern zusammengesetzt. 
Von hier bis zur eigentlichen Glasmalerei war nur ein Schritt. 
Nachdem das Schwarzlot erfunden war, eine aus Kupferoxyd, grünem 
und blauem Glase fein gemischte Masse, womit man auf dem Glase 
zunächst die Zeichnung angab, gelangte man rasch dahin, die verschiedenen 
Farben, welche man zur Herstellung des Bildes nötig hatte, den einzelnen 
Glasplatten mitzuteilen und die Teile dann zum Ganzen zu verbinden. 
Tie früheste Nachricht über gemalte Kirchenfenster bringt ein Brief des 
Abtes von Tegernsee (um das Jahr 1000). Aus dieser Zeit stammt 
auch die erste Schrift über Glasmalerei, die der Presbyter Theo- 
philus versaßt hat. Während der Herrschaft des romanischen Stiles 
entwickelte sich die Glasmalerei bald zu hoher Blüte. 
Während diese Erfindung ungeteilten Beifall fand, zog die Aus¬ 
schmückung des Fußbodens mit Mosaikbildern, die ihre Entwürfe dem 
Leben der Propheten, Apostel und Heiligen entnahm, den strengen 
Tadel ernster Männer auf sich; sie wollten nicht, daß das Heilige mit 
Füßen getreten werde. 
Bild- Die Herrschaft der romanischen Baukunst hatte somit, besonders auf 
und kirchlichem Gebiete, die herrlichsten Blüten künstlerischer Entwicklung 
Malerei c . . , . , 
zur Zei> hervorgelockt, und da war es durchaus nicht zu verwundern, daß die 
tischten Jünger dieser Meisterin aych dann treu blieben, als von Frankreich 
" her der gotische Baustil in Deutschland eindrang. Zögernd nur näherten 
sich die Geister dem Fremdling, bis sie endlich seine hohe Schönheit 
erkannten und nun rückhaltlos sich ihm hingaben. Bildnerei und Malerei 
sahen sich genötigt, Opfer zu bringen, da der gotische Stil ihnen die 
breiten Wandflächen nahm. Große Gruppenbilder waren daher nicht 
mehr möglich, die ganze Aufmerksamkeit mußte sich jetzt den Einzel¬ 
darstellungen zuwenden, die auf Grabmälern, Taufsteinen, Altären, 
Kanzeln u. s. w. immer noch eine geeignete Stätte fanden. 
Die Vorbilder für die Darstellungen blieben dieselben wie zur Zeit 
des romanischen Stiles: das Leben Christi und feiner Mutter (Ma¬ 
donna), der Propheten und Patriarchen u. f. w. Mit Vorliebe wählte 
man die triumphierende Kirche und die niedergebeugte Synagoge, sowie 
die klugen und die thörichten Jungfrauen. Bedeutende Denkmäler aus 
dieser Zeit finden sich in und an den Domen zu Freiburg, Straßburg, 
an verschiedenen Kirchen Nürnbergs, Kölns u. s. f. Die Wandmalerei 
trat in den Kirchen hinter der Skulptur (Bildhauerarbeit) entschieden
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.