Full text: Vom großen Interregnum bis zur Reformation (Teil 2)

es dem Kaiser gelungen war, das große Herrengeschlecht der Welsen 
zu demütigen; die gewaltig herrschenden Babenberger waren (1246) 
ausgestorben, die glänzenden Hohenstausen vernichtet. Die noch walten¬ 
den Wittelsbacher, in zwei Linien — die bayrische und die pfälzische 
— gespalten, schwächten ihre Macht durch Familienseindschasten, die 
Askanier und die Wettiner endlich hielten sich Don den allgemeinen 
Reichsangelegenheiten fern und verwendeten ihre ganze Kraft aus die 
Verstärkung ihrer landesherrlichen Gewalt im Innern und nach außen. 
Zum Spott der Nachbarvölker sank die kaiserliche Gewalt, wie der 
Scheinkönig sie übte, herab, mit der Gauverfassung schwand ihr der 
Boden unter den Füßen dahin. Die kirchlichen Mächte, die vom Papste 
geführt, so wacker geholfen hatten, mit dem Kaiser „den Richter aus 
Erden" zu vernichten, erkannten ihren verhängnisvollen Irrtum jetzt 
zwar, aber helfen konnten sie auch nicht. Bistümer und Klöster wurden 
manchmal hart bedrängt von den weltlichen Herren; mußte doch der 
Bischof v. Straßburg einen schlimmen Kampf mit den Bürgern dieser 
Stadt führen, ihr Hauptmann war Graf Rudolf v. Habsburg und 
dieser belästigte den Kirchensürsten so hartnäckig, daß derselbe nur durch 
Zahlung bedeutender Geldsummen den Gegner sür einige Zeit los 
werden konnte. — 
Eine schöne Zeit war sür die Raubritter gekommen, sie hatten keine 
Strafe zu fürchten, wenn sie Kaufleute „niederwarfen", ihrer Waren be¬ 
raubten und in den Turm führten, wo die Ärmsten oft lange schmachten 
mußten, ehe das Lösegeld für sie zusammengebracht war. Völlig vogel¬ 
frei war der Bauer in dieser Zeit des Schreckens: was ihm blieb, 
wenn er seinem Herrn die Fronden, Steuern it. s. w. geleistet hotte, 
das nahmen ihm die „Schnapphähne und Wegelagerer". 
Nach außen hin blieb trotz der innern Wirren das Gebiet des 
Reiches im ganzen in seinen alten Grenzen bestehen. Gegen die Ungarn 
kämpften die Babenberger siegreich, den Slaven im Osten und 
Nordosten wehrten die tapfern Wettiner und die Askanier; Wal¬ 
demar von Dänemark, der Holstein, Pommern, Lauen- 
bürg und Mecklenburg unter seine Botmäßigkeit gebracht hatte, 
verlor mit der Schlacht bei Bornhöved (1227) auch seine Er¬ 
werbung'',! wieder. Die Ritter vom „Deutschen Orden" und 
der „ _ chw ertorden" eroberten und christianisierten Pommern, 
Pre:ßen, Kur- und Livland, so daß der deutschen Nationalität 
hier im Nordosten ein breiter Raum geschaffen wurde.
	        
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