Full text: Vom großen Interregnum bis zur Reformation (Teil 2)

188 
dieses Mannes, der 1469 starb, waren es besonders drei Söhne, Ulrich, 
Georg und Jakob, die den Namen Fngger berühmt machten. Schon 
ihr Vater hatte einen ausgebreiteten Handel betrieben, und die Söhne 
folgten ihm auf diesem Wege. Ulrich leitete die Geldgeschäfte, lieh 
dem Kaiser Friedrich III. Geld zu seiner Reise nach Trier, wo Karl 
der Kühne der Krönung zum König von Burgund harrte, und empfing 
für diese und andere Dienste vom Kaiser die blauen und goldenen 
Lilien zum Wappen. Seine Familie heißt seitdem zum Unterschied von 
dem älteren Zweige gleichen Namens ,die Fugger von den Lilien'. Ulrich 
war es auch, der den Versand der Dürerschen Arbeiten nach Italien 
besorgte. 
Die drei Brüder bildeten eine Handelsgesellschaft, die mit Spezereien, 
Seide und Wolle von und nach Italien, Tirol, den Niederlanden, 
Deutschland, Ungarn und Polen handelte. Später versippten sich die 
Fugger mit einer ungarischen Familie, mit der sie in Ungarn gemeinsam 
den Bergbau betrieben, außerdem besaßen sie Bergwerke in Kärntfjert, 
in den Tauern, bei Villach, Schwaz u. s. w. In Thüringen errichteten 
sie ein Hüttenwerk mit Kupferhammer, ebenso tu der Fuggerau bei 
Villach. Von diesen Hütten aus ging der Versand von Silber, Kupfer, 
Messing u. s. id. nach allen Weltgegenden. Die Schiffe der Fugger 
fuhren bis in die Ostsee, wo ihnen die eifersüchtige Hansa einmal 
zwanzig wegnahm. Der Reichtum der Fugger wuchs so schnell und 
gewaltig, daß die mächtigsten Monarchen ungeheure Summen, wenigstens 
für jene Zeit ungeheuer groß, bei dem ehemaligen Webergeschlechte 
leihen konnten. Die Fugger waren die Bankiers von Maximilian I., 
Karl V., Philipp I. und II. und Ferdinand I., auch die englischen Könige 
standen in ihrem Schuldbuche, und die Geldfürsten waren nicht immer 
geneigt, geforderte Anlehen zu bewilligen. Jakob ,der Reiche' konnte 
dem Kaiser Maximilian I. 1509 binnen acht Wochen 170000 Dukaten 
vorstrecken. Der Kaiser, der ihn scherzend seinen Juden nannte, zeigte 
sich dafür erkenntlich, indem er ihm zu ansehnlichem Grundbesitz verhalf. 
Jakob nnd seine Brüder machten von ihrem Reichtum den segens¬ 
reichsten Gebrauch. Nicht allein förderten sie die Bestrebungen von 
Kunst und Wissenschaft, sondern sie suchten, wo es nur immer möglich 
war, Menschen zu beglücken und Elend zu lindern. Sie errichteten 
Spitäler, bauten Wohnungen für minder Begüterte, beschenkten Kirchen 
und Schulen in freigebigster Weise, legten Büchersammlungen an, für 
deren Vermehrung sie in allen Ländern nach den seltensten Werken und
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.