Full text: Das Zeitalter Friedrichs des Großen, Deutschland in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts, Das Zeitalter Kaiser Wilhelms I. (Teil 4)

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zuerst an, ber rascheren unb zweckmäßigeren Einrichtung ber 
Gegner sich anzuschließen; inbem wenigstens für* bie Dauer bes 
Krieges festgesetzt warb, „baß ber Unteroffizier unb Gemeine, 
wenn er sich bnrch Gewanbtheit nitb Geistesgegenwart befonbers 
auszeichne, so gut Offizier werben könne wie ber Fürst," warb 
Zuerst ber verberbliche Weg bes Rang- unb Kastenwesens ver¬ 
lassen. 
Der König selbst wanbte ben militärischen Fragen seine ganze 
Teilnahme zu; nerfchicbene Aufzeichnungen unb Instruktionen 
ans ber kritischen Zeit von 1806—1807, bie von ihm selbst her¬ 
stammen, legen nicht allein von seinem Interesse, fonberrt auch 
von feiner Einsicht in bie Mängel bes alten Heerwesens Zeug¬ 
nis ab. Gleich nach betn Abschluß bes Friebens bilbete er bann 
(25. Juli) eine „Militärorganisations-Kommission", bereu 
eigentliche Ausgabe es war, bas Heerwesen auf neuen Grunblagen 
weiter auszubauen. Der Vorfitzenbe war Generalmajor von 
Scharnhorst: neben ihm waren ber Generalmajor von Müs¬ 
send ach, bie Oberstlieutenants Gras Lottum, Bronikowski, 
Gneifenau, ber Major von Grolman in biefelbe berufen. Spä¬ 
ter kamen noch Graf Götzen unb Borstell hinzu unb als ber letztere 
infolge innerer Disharmonie mit Bronikowski, bem Repräsen¬ 
tanten bes Althergebrachten, austrat (Anfang 1808), ber Major 
von Boven. Als Abjutant Scharnhorsts bars auch ber Haupt- 
mann von Claufewitz, einer ber liebsten unb begabtesten Schüler 
bes Generals, nicht ungenannt bleiben. In Scharnhorst, Gneise- 
nau, Grolman, Boyen, Claufewitz war bie Blüte bes Ebel- 
ften unb Tüchtigsten, was Preußen an militärischen Talenten 
enthielt, zu einem Ehrenkranz zufammeugefaßt; ihre Wahl gab 
bie beste Bürgschaft für bie Einsicht unb ben Ernst, womit ber 
König selbst bie Sache ergriff. Wie Stein im Kreise ber Irnrne- 
biatkommission als ber geistige Träger ber politischen Umgestal¬ 
tung Preußens hervortrat, so war Scharnhorst bie Seele ber 
militärischen Reform; beibe Männer, wie sehr sich auch bie Per¬ 
sönlichkeit bes rheinischen Reichsritters von bem nieberfächfi- 
fchen Pächtersfohne unterschieb, verbanb boch berfelbe große Sinn 
unb ber gleiche beutfche Gebanke zu bem gemeinsamen Werk. 
Gerharb Johann Davib ©charnhorft war im No¬ 
vember 1756 zu Hämelsee im Hannoverschen geboren; bort wuchs 
er in sehr befcheibenen unb patriarchalisch einfachen Verhält¬ 
nissen auf, vom Vater zum Sanbmann Bestimmt, währertb bes
	        
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