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sichtigung aller Geistlichen einer Provinz oder eines Teiles der¬
selben sührt der G e n e r a l s n p e r i n t e n d e n t, diejenige einer
Diözese der Superintendent.
Wie die Kirche, so hat die V o l k s e r z i e h n n g in Preußen
stets lebhafte Förderung erhalten. Der Gedanke Friedrich
Wilhelms I., die allgemeine Schulpflicht durchzu¬
führen, war immer mehr zur Thatfache geworden. Während
z. B. 1822 über 22 000 Lehrkräfte in Preußen an etwa andert¬
halb Millionen Kinder in 20 440 Volksschulen Unter¬
richt erteilten, waren 1886 65 718 Lehrkräfte an fast 34 000
Schulen mit beinahe vier und eine halbe Millionen Kindern
thätig. Ju anerkennenswerter Weise hatten die zur Unter¬
haltung der Schule verpflichteten Gemeinden sich dem Vorgehen
der tzohenzollern angeschlossen, vor allen anderen Berlin. Die
Erfolge des Unterrichts waren von Jahr zu Jahr gestiegen.
Während noch im Jahre 1875 3,19 % aller ins Heer einge¬
stellten Rekruten weder lesen noch schreiben konnten, betrug der
Prozentsatz im Jahre 1888 nur noch 0,94. (In Posen stellten
sich die betr. Ziffern 1875: 13,91 o/o, 1888: 2,82 o/0.)
Auch das höhere Unterrichtswesen erfuhr in der
Regierungszeit Kaiser Wilhelms I. gedeihliche Unterstützung.
Neben die Gymnasien mit ihrer philologisch - historischen
Bildung traten die Realgymnasien, in denen versucht wer¬
den sollte, diese Bildung mit den Anforderungen der Gegenwart,
insbesondere durch verstärkten Betrieb des naturwissenschaftlichen
und neusprachlichen Unterrichtes, zu vereinigen. Zu dem Zwecke
wurde ihren Abiturienten der Zugang zum Studium der neueren
Sprachen, der Mathematik und Naturwissenschaft eröffnet.
Daneben bestanden Ober real schulen und Realschulen:
aber auch schon 22 lateinlose Bürgerschulen wurden gegründet,
um eine zur Erlangung des Zeugnisses für den Dienst als Ein¬
jährig-Freiwilliger nötige Bildung in einer gewissen abge¬
schlossenen Form zu geben. Die preußische Schule uud auch
die Volksschule erfüllte ihren Zweck in einer Weise, um die sie
von dem gesamten Auslande beneidet wurde. Der „Kultur¬
kamp s" hatte die alte V erbindung zwischen K i r ch e
und Schule ausgehoben; neben die konfessionelle Volksschule
war in konfessionell gemischten Gegenden vielfach die Simul¬
tan \ ch u l e getreten, in der allerdings der Unterricht in d e r
Religio n, deren gewichtigen Einfluß für die Erziehung selbst