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3, Die Friedensarbeit Friedrich Wilhelms IV.
Zum Wohle seines Landes wirkte Friedrich Wilhelm IV. in
20jähriger Friedensarbeit.
Hebung des Ackerbaues. Ter freie Bauer bearbeitete seine Felder
Fleiß und Verstand. Die bessere Schulbildung bewirkte, daß er
sich überall, wo es seinen Vorteil galt, gelehrig zeigte. Er verkaufte
Grundstücke, die er nicht selbst bebauen konnte, pflanzte Lupinen an
und ahmte in Bearbeitung der Äcker das gute Beispiel ausgebildeter
Landwirte nach. Von Jahr zu Jahr nahm der Wohlstand der Land¬
bewohner zu. Die Regierung ermunterte und unterstützte. Ju 3 Jahren
(1849 —1852) wurden 204 Quadratmeilen wüsteHaiden urbar gemacht.
Der König von Preußen schickte dem bedrängten Könige aus Berlin das Kaiser-
Alexander-Grenadierregiment zu Hilfe, welches in der sächsischen Hauptstadt bald
Ordnung herstellte. Auch in manchen preußischen Städten (Düsseldorf, Elberfeld,
Iserlohn, Breslau) entstanden Unruhen, die durch preußische Truppen mit Ge¬
walt gedämpft werden mußten. Als die Nationalversammlung das Einschreiten
Preußens,, eiu unbefugtes nannte, berief Preußen seine Abgeordneten zurück,
nachdem Österreich schon früher ein gleiches gethan hatte. Der Rest der Ab¬
geordneten verlegte den Sitz nach Stuttgart, bis die Württembergische Regierung
dieses Rumpfparlament aufhob (17. Juni). Zur Unterdrückung von größeren
Aufständen in Nheinbayern und Baden infolge der Ablehnung Friedrich Wilhelms
schickte dieser seinen Bruder, den Prinzen von Preußen, mit einem Heere ab, der
durch die siegreichen Gefechte bei Waghänsel, Ubstadt und Durlach der Empörung
ein rasches Ende bereitete. — Bei Ablehnung der Kaiserwürde hatte Friedrich
Wilhelm der Hoffnung Raum gegeben, auf friedlichem Wege Deutschlands
Einigung herbeizuführen. Zu diesem Zwecke kam am 26. Mai 1849 zwischen
Preußen, Hannover und Sachsen der Drei-Königs-Bund zustande, dem bald die
meisten kleineren Staaten beitraten; Österreich in Verbindung mit Bayern und
Württemberg aber wirkte den Einigungsbestrebungen Preußens entgegen und
brachte nicht nur die Trennung Sachsens und Hannovers vom Drei-Königs-
Bunde fertig, sondern rief,.and) in Frankfurt den längst totgeglaubten deutschen
Bund unter dem Vorsitze Österreichs wieder ins Leben (1850).‘ Immer drohen¬
der gestaltete sich die Lage zwischen Nord- nnd Süddeutschland, besonders als
auch die kurhessische und holsteinische Frage in Fluß kirnen. In Hessen hatte
steh das Volk gegen die Abänderung der Verfassung durch den Minister von
Hassenpflug („der Hessen Fluch") erhoben, und der deutsche Bund beorderte
Truppen dahin zur Hilfe für den Kurfürsten. Die Herzogtümer Schleswig-
Holstein hatten sich schon 1848 gegen die Forderung der Dänen, ganz Schleswig
Dänemark einzuverleiben unb das deutsche Bundesland Holstein sich selbst zu
überlassen, entschieden gewehrt, weil ihnen von Alters her verbrieft war, „up ewig
ungedeelt" zu bleiben. Der preußische General Wrangel war ihnen zu Hilfe ge¬
eilt; obwohl er mit glücklichem Erfolge gegen die Dänen kämpfte, kam es
mangels einer Seeflotte der Preußen und wegen Eintretens fremder Mächte für
die Dänen zum Frieden. Auch in dieser Frage wollte der deutsche Bund ver¬
mitteln. Preußen mußte ihm in beiden Fragen die Berechtigung dazu aber¬
kennen. Nur der großen Nachgiebigkeit Friedrich Wilhelms IV. war die Verhin¬
derung eines allgemeinen deutschen Krieges zu verdanken.,, Auf den Konferenzen
zu Warschau und Olmütz ließ Preußen sich herbei, auf Österreichs Forderungen
einzugehen. In Kurhessen wurde die Verfassung beseitigt, Schleswig-Holstein
blieb unter dem Regiments Dänemarks, das versprach, die Rechte ber Bevölke¬
rung zu achten. Ans „freien Konferenzen" in Dresden sollte die alte Bundes¬
verfassung einer zeitgemäßen Verbesserung unterworfen werden. Diese Konfe¬
renzen hatten aber das klägliche Ergebnis, daß der alte Bundestag unter Öster¬
reichs Vorsitz wieder hergestellt wurde. Das war das Ende zweijähriger Eini¬
gungsversuche. Friedrich Wilhelm IV. sollte Recht behalten mit seinen prophe¬
tischen Worten: „Eine Kaiserkrone kann nur auf dem Schlachtfelde errungen
werden."