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Während des badischen Feldzuges kcim Roon mit dem Prinzen
Wilhelm von Preußen, dem nachmaligen Könige, in Berührung
und trat ihm in den fünfziger Jahren als Oberst in Köln noch
näher.
Im Jahre 1859 berief ihn der Prinzregent Wilhelm zum Kriegs¬
minister. Ihm verdanken wir besonders die Umgestaltung und Ver¬
vollkommnung unseres Heeres, das seinesgleichen in der Welt nicht
hat. Schon vorher hatte Roon die Schäden des damaligen Heer¬
wesens klar erkannt und im Jahre 1858 dem Prinzregenten den Ent¬
wurf einer neuen Heerordnung vorgelegt. Dieser Entwurf bildete nun
die Grundlage der Umgestaltung, wodurch die Armee, welche bis dahin
nur 138000 Mann stark gewesen war, mit der Reserve auf 545 000
Mann anwuchs; dazu kamen noch die Artillerie und die Pioniere.
Wie wir früher schon hörten, war durch die Änderung eine Schonung
der älteren Jahrgänge der Landwehr ermöglicht. Roons edle Absicht
geht aus seinen Worten klar hervor: „Es sollen die jüngeren Brüder
zuerst ihre Haut zu Markte tragen, bevor die Familienväter an die
Reihe kommen, bevor sie das letzte einsetzen für die Rettung und Un¬
abhängigkeit des Vaterlandes." Die herrlichen Früchte dieser Ver¬
besserung zeigten sich zuerst in den Kriegen gegen Dänemark und
Österreich. Die größten Triumphe feierte Roon aber im deutsch¬
französischen Kriege, in welchem mit bewunderungswürdiger Schnellig¬
keit ein schlagfertiges Heer von über 1 Million Streitern an Frank¬
reichs Grenzen stand.
Kaiser Wilhelm kargte nicht mit Dankesbezeugungen gegen seinen
verdienten Minister. Am Tage des Einzuges der siegreichen Truppen in
Berlin im Jahre 1871 wurde Roon in den erblichen Grafenstand
erhoben.
Weihnachten desselben Jahres übersandte Kaiser Wilhelm ihm seine Bronze¬
büste und schrieb dabei: „Ich muß am Schlüsse des Jahres, das uns nach zwei
blutigen Jahreskämpfen einen ruhmvollen Frieden brachte, der Hand gedenken,
welche die Waffen schärfte mit geübtem Blick und unermüdlicher Ausdauer, mit
der Preußens Heer überall siegte und unvergängliche Lorbeeren sich und dem
Vaterlande erkämpfte. Empfangen Sie als ein Zeichen meiner innigsten Dank¬
barkeit am heutigen Weihnachtsfeste die Züge dessen, der nie aufhören wird, sich
Ihrer Mühe zu erinnern!"
Nachdem Roon noch am 1. Januar 1873 zum General-Feld-
marschall ernannt worden war, nahm er wegen schwerer körperlicher
Leiden im Dezember seine Entlassung. Er starb am 23. Februar 1879,
nachdem 2 Tage vorher der Kaiser seinen treuen Diener noch mit
einem Besuche erfreut hatte.
Ewig eingeschrieben in die Herzen der Deutschen sollen bleiben
die Namen der drei Diener und Freunde des großen Kaisers: Bis¬
marck, Moltke und Roon! Ohne ihre Treue und Hingebung wäre die
lang ersehnte und endlich errungene Einigung der Deutschen vielleicht
heute noch ein schöner Traum.
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