Full text: Praktisches Lehrbuch des erziehenden Geschichtsunterrichts

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15. Verwertung. 
Rückblick auf die 3 größten Hohenzollernfürstcn. 
Deutscher Knabe! Willst du die Geschichte deines Vaterlandes 
studieren, so schaue hinauf zu den mächtigen Denkmälern der drei größten 
Hohenzollern, welche in der Reichshauptstadt Berlin in der Nähe des 
Königsschlosses in die Luft rageu — das des großen Kurfürsten 
Friedrich Wilhelm, des großen Königs Friedrich und des großen 
Kaisers Wilhelm. Sie verkörpern die Arbeit von 3 Jahrhunderten 
am Aufbau Brandenburgs, Preußens und des deutschen Reiches. 
Überraschende Ähnlichkeit zeigen diese Herrscher schon in ihrer 
Jugendzeit, in welcher alle 3 manche Bitterkeit des Lebens kosten 
mußten. Mitten im Waffenlärm verlebte der große Kurfürst seine 
Jugend; heftiger Zwiespalt zwischen Vater und Sohn verdunkelte die 
jungen Jahre Friedrichs. Wilhelm I. schaute in der Trauerzeit seiner 
Kindheit die Not und Schmach des Vaterlandes, den stummen Gram 
seines Vaters, die heißen Thränen seiner geliebten Mutter und den 
Hohn und Übermut ihres Besiegers Napoleon. 
Groß waren sie alle als Feldherr uud als Staatsmann. Jeder 
von ihnen führte 3 siegreiche Kriege, die ihreu Feldherrnruhm be¬ 
gründeten. Friedrich Wilhelm hatte den Mut, dem allmächtigen, nach 
der deutschen Kaiserkrone lüsternen Ludwig XIV. allein entgegenzu¬ 
treten ; in Friedrich dem Großen triumphierte deutsche Kraft über die 
Frauzofen; am Lebensabende Wilhelms I. sank der letzte Nachkomme 
jenes Napoleon in den Staub, der einst seine Mutter beleidigt hatte. 
— Der große Kurfürst war der erste Hohenzoller, der sich zum deut¬ 
scheu Kaiser in das Verhältnis eines Bundesgenossen zu setzen wußte; 
Friedrich der Große stellte sich dem deutschen Kaiser schon ebenbürtig 
an die Seite; Kaiser Wilhelm schuf ein einiges deutsches Reich, an 
dessen Spitze Preußen steht. 
Groß waren sie endlich als Herrscher und Landesvater. In Auf¬ 
fassung der Pflichten ihres hohen Berufes und in der Fürsorge für 
das Wohl ihrer Unterthanen sind alle drei leuchtende Vorbilder. „Ich 
will mein fürstliches Regiment so führen, daß ich stets eingedenk bleibe, 
wie dasselbe die Sache des Volkes, nicht meine Privatsache ist!" er¬ 
klärte der große Kurfürst. Friedrich der Große schrieb: „Wenn ich 
mehr als ein Leben hätte, ich würde es für mein Vaterland opfern." 
Wilhelm I. machte bis zum letzten Atemzüge seinen Wahlsprnch wahr: 
„Meine Kräfte gehören dem Vaterlande!"
	        
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