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Miene ihm den Eintritt in die Stadt zu verwehren, da ließ er in
der Nacht tausend Krieger still eiuziehn und die Peterskirche be¬
setzen, und nachdem hier die Kaiserkrönung erfolgt war, verließ er
die Stadt noch an demselben Tage und kehrte nach Deutschland
zurück.
Etliche Jahre später sah er sich gezwungen einen zweiten Zug
nach Italien zu unternehmen. Mailand, die mächtigste und stolzeste
der lombardischen Städte, hatte ganz offen ihre Verachtung für ihn
gezeigt, und er wollte sie dafür züchtigen. Mit größerer Erbitterung
sind wenig Kriege geführt worden als dieser mailändische. Um
die Grausamkeiten der Italiener zu vergelten, wurde auch von den
.Deutschen keine Schonung geübt. Erst nach Jahresfrist ergaben
sich die Mailänder. Die Vorsteher der Stadt kamen ins kaiserliche
Lager, fielen Friedrich zu Füßen und unterwarfen sich auf Gnade
und Ungnade. 300 Reiter brachten die Schlüssel aller Thore und
Burgen und 36 Fahnen der Stadt. Am folgenden Tage erschien
das Volk in hundert Scharen geteilt, barfuß, mit Stricken um den
Hals und Asche auf dem Haupt, auch sie flehten um Gnade. Der
Kaiser war gerade bei der Tafel und ließ sie lange im Regen
stehn. Endlich kam er heraus und der Zug ging in unabsehbarer
Reihe au ihm vorüber. Als der Fahnenwagen, welcher das Haupt¬
banner Mailands trug, dem Kaiser gegenüber stand, senkte sich der¬
höhe Mast des Banners und der Wagen wurde zertrümmert. Das
Leben wurde den Mailändern geschenkt, die Stadt aber zerstört,
nur die Kirchen, einige andere aus Steinen errichtete Gebäude und
die alten Kunstwerke blieben erhalten. Die Mailänder dursten
sich in vier verschiedenen Gegenden wieder anbauen, aber nicht auf
dem Platze der früheren Stadt. Die Deutschen brauchten sich
übrigens mit dem Zerstörungswerk nicht zu befassen; dies über¬
nahmen einige lombardische Städte, welche mit Mailand verfeindet
waren, um sich bei dieser Gelegenheit an den stolzen Mailändern zu
rächen. Durch das Schicksal der größten Stadt geschreckt, ergaben
sich nun auch die auderu Städte, die dem Kaiser Widerstand ge¬
leistet hatten.
Doch nicht lange daraus empörten sich die Lombarden aufs
neue und Friedrich mußte wieder mit großer Heeresmacht nach
Italien ziehn. So lange die Witterung milde war, drang er unter
steten Siegen vorwärts, aber es wurde bald sehr heiß und er ver¬
lor in der pestartigen Sumpfluft nicht bloß den größten, sondern