Folgerungen aus den Anforderungen der modernen Zeit.
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Schüler bis zu einem gewissen Grade wecken, wenn er es in sich
selbst trägt und es unwillkürlich aus ihm spricht. Nur einige Beispiele:
Eine trockene Mahnung zur Vaterlandsliebe wird wenig fruchten;
aber die flammende Begeisterung, mit der Freud und Leid, Wohl
und Wehe des eigenen Volkes und Stammes dem Schüler vor¬
getragen werden, wird hinüberschlagen in das Herz des Schülers
und ihn mit fortreifsen. Zur Selbstlosigkeit, Opferwilligkeit u. s. w.
kann man erziehen, wenn man dem Schüler zeigt, wie gerade die
edelsten Männer der Weltgeschichte ihr »Alles und gar Alles« den
Mitmenschen zum Opfer brachten. Zur Bescheidenheit und Unter¬
ordnung erzieht man, indem man zeigt, wie der einzelne, und mag
er sich auch noch so gross und wichtig vorkommen, doch im
Getriebe des grossen Ganzen verschwindet. Das Gefühl der Ver¬
antwortlichkeit kann man wecken, indem man zeigt, wie jedes Ding
ohne Ausnahme, sei es Handlung oder Zustand, stets den Keim
zu anderen Dingen in sich trägt. Auch die Überzeugung von
der Geltung des Kausalitätsprinzips auf sittlichem Gebiete oder,
wenn man will, den Glauben an das Walten einer höheren sittlichen
Macht kann man wecken und stärken, indem man an Beispielen
nachweist, dass bei einzelnen sowohl als bei der Gesamtheit ehr¬
liche, konsequente Arbeit nie ganz verloren ist, ebenso wenig als
das Gegenteil auf die Dauer erfolgreich sein kann.
Zu III.
Was die speziellen Anforderungen betrifft, die unsere Zeit, in
der oben erörterten Beschränkung natürlich, an den Geschichts¬
unterricht stellt, so sind sie teils schon im vorstehenden wiederholt
gestreift worden, teils werden einzelne davon im praktischen Teile
eingehender besprochen werden. Wir können uns deshalb hier sehr
kurz fassen und nur die drei wichtigsten herausgreifen. Es dürften
dies sein:
1. Eine gewisse Befähigung zur regeren Anteilnahme
am öffentlichen Leben (Teilnahme an der Rechtspflege,
Wirksamkeit in Gemeinde- und Volksvertretung u. dgl.:
siehe oben !).
2. Mass volle Prinzipientreue, und doch dabei bürger¬
liche Duldsamkeit in allen öffentlichen Fragen.
3. Im Zusammenhange mit den obigen zwei Forderungen ein
gewisses Gewappnetsein gegen Anschauungen und Bestrebungen,