Full text: Der moderne Geschichtsunterricht

Mittelalter. 
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Speziell: Bayern unter den Agilolfin gern, Verbindung mit den 
Langobarden (Theodolinde) gegen die Franken ; Verlust der Selbst¬ 
ständigkeit an die letzteren. 
Soziales und Wirtschaftliches, nämlich Lehenswesen, sich 
notwendigerweise entwickelnd aus der Naturalwirtschaft 
(Austausch der Güter im engen Kreise); noch immer wesentlich 
bäuerliche Kultur. 
Religiöses, nämlich Bekehrung der ostrheinischen Germanen 
durch meist englische und irische Sendboten (RUPERT, KlLIAN, 
Korbinian u. s. w.). Anschluss an Rom (Bonifacius und die 
Centrale Mainz). Schwäche der Nachfolger Karls d. Gr. Teilung 
des Universalreiches unter den Söhnen Ludwigs DES Frommen. 
Der Vertrag von Verdun und seine Bedeutung: Zerfall des 
Frankenreiches in einen rein germanisch gebliebenen Teil 
und in solche Teile, in denen die ein gewanderten Germanen 
allmählich romanisiert werden. Geburt des deutschen und 
französischen Reiches (zunächst noch Ost- und Westfranken). Hier 
am besten einzuschalten folgender Ausblick auf die Zukunft (be¬ 
rechnet für reifere Schüler auf der Oberstufe): In den von nun an 
romanischen Ländern Verschmelzung der germanisch¬ 
bäuerlichen Kultur mit Naturalwirtschaft und der höher 
stehenden römisch-städtischen mit Industrie, Handel und 
Geldwirtschaft; dieser innere L^mwandlungsprozefs verhindert 
Jahrhunderte lang die romanischen Staaten an Machtentfaltung nach 
aussen, begünstigt aber nach dem Siege der römisch-städtischen 
Kultur die Entwicklung einer starken monarchischen Zentral¬ 
gewalt auf Kosten der territorialen im Interesse der Industrie und 
des Handels. 
In Deutschland zunächst umgekehrter Entwicklungsgang: die 
ethnographische und wirtschaftliche Einheitlichkeit verleiht dem 
deutschen Reiche die Möglichkeit einer gewissen Kraftentfaltung 
nach aussen; deshalb Übernahme der Weltherrschaftspläne 
durch die Ostfranken; dadurch Widerstreit mit der ebenfalls 
universale Bestrebungen*) verfolgenden römischen Kirche; dieser 
Widerstreit wird verschärft durch den Gegensatz zwischen den 
monarchisch-feudalen Bestrebungen der Kaiser in Italien 
*) Wohl erstrebt die Kirche nur die civitas Dei (Augustin) in den Christen- 
herzen; also kein theokratischer Staat; deshalb durchaus inkongruent mit dem 
Imperium. Da aber eben die Menschen Bürger beider Ordnungen (civitatis Dei et 
imperii) sind, so liegt hier die Quelle für Konflikte.
	        
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