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tüchlein daran und stellen dieses Notzeichen aus das Dach ihres
Schneehäusleins oben auf. — Nun kommt die Nacht, und das
Schneegestöber wird immer ärger. Der Eingang zur Höhle, in
welcher die Kinder sind, ist zugeschneit, und sie hören durch den
Schnee hindurch den Uhu schreien und den Sturm heulen. O wie
ist es den armen Kindern da angst und bange! Aber der liebe
Gott wacht ja über ihnen, und sie schlafen endlich betend ein.—
Aber als am andern Morgen die Kinder nicht heimkommen, da
wird den Eltern angst. Sie schicken einen Boten zur Pate, und
als dieser wiederkommt, geht alles, was laufen kann, mit Schau¬
feln in den Wald, um die Kinder zu suchen. Da sieht man das
rote Fähnlein noch ein wenig aus dem Schnee hervorschauen,
und die Leute kennen das Tüchlein und denken gleich: da müssen
die Mädchen sein! In der dunkeln Schneekammer drinnen hören
die Kinder das Rusen und antworten daraus; aber heraus können
sie nicht.
Die Männer schaufeln den Schnee weg; denn es ist
alles zugeweht und zugeschneit, und gut war's nur, daß die Tan-
neubäumchen das schwere Dach von Schnee tragen mochten; die
Kinder wären sonst erstickt.
vor Engel des Herrn lagert sich um die her, so ihn fürch¬
ten, und hilft ihnen aus. Ps. 34, 8.
60. Väterlicher Rat.
Der Kurfürst von Sachsen, Friedrich der Dritte, genannt
der Fromme, sagte zu seinem Sohne beim Abschiede: „Gedenke in
allem deinen Thun an Gott; geht dir's wohl, so dank's ihm; geht
dir's übel, so klag's ihm!"
61. Du sollst die Eltern lieb und wert halten!
Ein junger Zimmermann hatte acht Kinder und konnte in
teurer Zeit die Seinigen nur kümmerlich versorgen. Er beher¬
bergte und verpflegte noch überdies einen alten, gliederlahmen
Vater. Er hatte ihn zu sich genommen in sein Haus, wie einst
Joseph seinen Vater im Lande Gosen. Eines Tages ging unser
Zimmermann von der Arbeit heim und kaufte unterwegs etwas
Semmelbrot. „Das ist für meinen alten Vater," sagte er zu seinem
Begleiter, der ein Maurer war; „er kann das harte und schwarze
Brot nicht mehr vertragen." Dazu sagte der Maurer: „Mein
Gott, du hast auch ein wahres Kreuz auf dir nüt dem gebrech¬
lichen alten Manne! Wie froh wirst du einmal sein und deine
vielgeplagte Frau dazu, wenn ihn Gott zu sich genommen hat.