Full text: Bilder aus der Kulturgeschichte unseres sächsischen Vaterlandes

freie Eigentümer und konnten ihr Anwesen vererben oder ver¬ 
kaufen. Genau so standen sich auch die deutschen Kolonisten 
der Oberlausitz, die im 11. Jahrhundert unter deutsche 
Herrschaft gekommen war. 
Die Belastung des bäuerlichen Besitzes war damals also 
ganz erträglich und wurde auch nicht größer, als die Ritter¬ 
gutsbesitzer im Laufe der Zeit manche Rechte erwarben, die 
seither dem Markgrafen oder der Kirche zustanden, wie die 
Einziehung des Wachkorns (Getreide, das an die Stelle von 
Wachdiensten getreten war, die auf Grenzburgen oder Fürsten¬ 
sitzen zu leisten gewesen: für jedes Dorf 1/2 bis 6 Scheffel 
Hafer und ebensoviel Schock Groschen, dazu halb so viel Korn 
wie Hafer), der Landabgabe (für Sicherung der öffentlichen 
Wege durch Berittene des Landesherrn) und die Ausführung 
von Baufuhren (zur Herstellung befestigter Plätze, landes¬ 
herrlicher Gebäude und von Kirchen). Diese Lasten hatten 
ja die Bauern schon getragen und durften sie, wie bisher, 
unter sich verteilen. Manchem kam der Wechsel sogar insofern 
zu statten, als jetzt der Ort, wo Geld oder Arbeit fällig waren, 
näher lag als seither. 
Aber im 14. und 15. Jahrhundert, in den unruhigen 
und gewalttätigen Zeiten des Faustrechts, verschlimmerte sich 
die Lage der meißnischen Bauern. Wenn auch dank der Macht 
des Landesherrn die öffentliche Unsicherheit in Meißen nicht 
gar weit um sich griff, so gab es doch auch in unserem Vater¬ 
lande einzelne Ritter, die vom Stegreife lebten. Im Jahre 
1382 wurde das Vorwerk Ottenhain, das damals einem Geit- 
hainer Ratsherrn gehörte, von Strauchdieben überfallen und 
ausgeplündert. Die Räuber führten ihre Beute bis an die 
Weiße Elster bei Prödel. Der Geitharner Rat nahm die Ver¬ 
folgung auf und brachte nicht nur die geraubten Rinder zurück, 
sondern griff auch einen der Raubritter auf, Heinrich von 
Etzoldtshain. Er wurde an den Galgen geschmiedet und fein 
Hos abgebrannt1). Jeschke von Dohna überfiel reifende Kauf- 
*) Wagner, Aus Geithains vergangenen Tagen, 1910. 
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