Chemnitzer Gegend Verwendung. Sie wurden viel von Webern
und Wirkern gekauft, die nun ihren Bedarf an Garn von ihren
Familiengliedern Herstellen ließen oder sich selbst auf die
Maschinenspinnerei legten. Eine Jennymaschine erzeugte
durchschnittlich das Achtzehnfache des Spinnrades. Im Jahre
1798 gelang es dem Chemnitzer Großkaufmann Wühler, den
englischen Mechaniker Whitefield, und 1799 dem Kaufmann
Bernhard in Chemnitz, den englischen Spinnmeister Evans
für ihre Dienste zu gewinnen. Sie schritten alsbald zur Her¬
stellung der englischen Mule- und Watermaschinen, die durch
Wasserkraft getrieben wurden. Jetzt war man in die Lage
gekommen, feine Garne spinnen zu können, die sofort im
Erzgebirge und Vogtlande großen Absatz fanden. Auch Web-
uud Strumpfwirkerstuhl wurden verbessert.
Die Baumwollenartikel wurden vielfach gebleicht. Solche
Bleichen gab es besonders in Chemnitz und Plauen i. V.
Die Kattundrucker brauchten Farbstoffe. Sie benutzten
besonders Indigo (blau), Cochenille (rot), rotes und gelbes
Fernambukholz, Blauholz, Quercitron (Rinde der amerikani¬
schen Färbereiche, gelb), Gallus Aleppo (schwarz), Curcume
(Ingwer, gelb) und Krapp (rot). Der Krapp wurde, da die
Ernte in Würchwitz und Dahlen unzureichend war, aus Holland
geholt. Die anderen Farbstoffe, überseeische Produkte, bezog
man durch Leipziger Händler.
Außer Baumwolle und Farbstoffen bezog man auch
Seide vom Auslande. Zwar hatte August der Starke in
Hosterwitz Maulbeerbäume anpflanzen lassen, um Seiden¬
raupenzucht treiben zu können, aber die Bäume waren ver¬
kümmert. Die Seidenmanufakturen lieferten vorzüglich
Sammet (Leipzig), Strümpfe und Handschuhe (Dresden, Leip¬
zig, Limbach, Görlitz), Tücher (Leipzig, Langensalza), Halb¬
atlasse (Sebnitz und Umgebung, Meerane, Hohenstein, Burg¬
städt, Guadau), Spitzen (Freiberg, Schneeberg, Annaberg,
Auerbach, Klingental), Bänder und Posamentierarbeiten
(Annaberg, Buchholz, Schneeberg, Oberwiesental, Wolkenstein,
Thum, Dohna, Radeburg, Radeberg, Herrnhut) und Damast
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