Full text: Oldenburgisches Quellenbuch

Arbeit so scharf gedrungen wird, so mache ich den Bürgermeister von 
Capeln in Cloppenburg und den Bürgermeister Holthaus in Crapendorf 
für die genaue Ausführung obiger Anordnung persönlich verantwortlich. 
Cloppenburg, July 8. 1811. ^chmedes. 
62. Die Gefahren des Schmuggels. 
— Familienerinnerungen eines Oldenburgers. Nachrichten für Stadt und Land. - 
(Ein Oldenburger Kaufmann erzählt:) 
Bei dem Einbringen von Waren hatte ich früher oft_ mein Leben 
gewagt, jetzt war es mehrfach der Fall; zuerst aus Menschenliebe für 
einen jungen Menke aus Hannover, der stch Geld in England verdient 
und solches in drei Kisten Uhren angelegt hatte. Dessen Schiff mit 
mehreren andern wurden gerade genommen, als holländische Kanonenbote 
ankamen und im Vareler Außentiefe zwischen den Kanonenboten fest¬ 
legten. Menke hatte die Wache bestochen, ich übernahm mit drei Mann, 
die Kisten abzuholen. Bei Ebbe nachts 12 Uhr, als die Patrouillen 
den Deich passierten, schlichen wir aus den Feldbohnen her über den 
Deich. Ein Signal durch Feuerschlag, welches verabredet war, wurde 
erwidert, wonach wir über die Wuddeleh die Richtung nahmen. An 
1000 Schritte wurden im Schlick gemacht, und als einer meiner Arbeiter 
schon nahe am Schiff hustete, da rief die Wache von einem Kanonenbot: 
„Qui vive?“ (Wer da?) Ich antwortete: ,,Bon arni!“ (Gut Freund!) 
Hierdurch erschreckt, nahmen die Arbeiter die Flucht; verlassen mußte ich 
folgen, und als nun alle Kanonenbote Alarm machten, schoß eines der¬ 
selben, als ich auf den Ruf: ,,Tenez! Tenez!“ (Halt!) nicht stand, eine 
solche Lage, daß uns der Schlick um die Ohreu^flog. Wir gewannen 
aber Feld, allein jetzt kam nach einer halben Stunde die Patrouille; 
endlich strengte ich mich an, holte die Arbeiter ein, zwang sie, sich hin¬ 
zulegen, bis die Patrouille vorüber war, wo wir dann die Bohnen er¬ 
reichten. Ich wurde von dem Laufen so erhitzt, daß mein Rock vom 
Schweiß wie gewaschen war. Jetzt bemühte ich mich, durch die Wache 
ins Sielhaus zu kommen, um bei der Entladung der Schiffe die Kisten 
womöglich zu erhalten. Ich schlich mich durch die Soldaten, kam erst 
in die Scheune und zuletzt, mich für den Knecht des Speckels ausgebend, 
ins Haus; darauf setzte ich mich an die Biertonne, bis ich endlich die 
Erlaubnis erhielt, im Hause bleiben zu dürfen. Die Flut brachte die 
Schisse au den Hasen, die Uhren waren nicht für 50 Pistolen zu er¬ 
langen. Wir schlichen uns in Varel ins Magazin, da waren die Kisten 
unter der Masse nicht wieder zu finden. Endlich wurden sie nach Bremen 
gebracht. Da versuchte Menke unterwegs den Ankauf, aber in Bremen 
wurden sie verbrannt. 
Eine ebenso gefährliche Sache war die letzte Entladung des kleinen 
Schoners, eine Last groß, dessen Schiffer Röbkes von der Todesstrafe 
bedroht war. Ich selbst hatte die Erlaubnis, außerhalb des Deiches bei 
Tage gehen zu dürfen, nicht aber des nachts, jedoch ließ sich dies machen.
	        
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