Object: Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen und verwandte Anstalten

6. Heilige den Sonntag! — 6. Du sollst den Sabbat heiligen. 5 
5. Heilige den Sonntag! 
Nicht menschliche Einrichtung ist der Sonntag: er ist Gottes 
heilige Stiftung. Der hat ihn gegründet durch seine Ruhe am 
siebenten Schöpfungstage. Darum gebietet er zuerst Ruhe. Ruhe 
braucht jedes Geschöpf. Ruhe braucht selbst die Erde, daß sie 
sich erhole von ihrer Sommerarbeit. Ruhe braucht der Mensch; 
denn es ist eitel Mühe und Arbeit auf der Erde. Im Schweiße 
unseres Angesichtes sollen wir unser Brot essen; da muß der 
Leib seine Ruhe haben. Wer die ganze Woche gebückt an seiner 
Arbeit gestanden hat, der will sich auch einmal gerade aufrichten; 
darum gebietet Gott: »Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine 
Dinge beschicken, aber am siebenten ist der Sabbat des Herrn, 
deines Gottes; da sollst du kein Werk tun.« — Doch die Ruhe 
des Leibes ist nicht die einzige. Jeder Christ hat seinen äußeren 
Beruf. Jeder Beruf hat seine eigene Art. Einer hat die Woche 
über Gedanken des Handels und Wandels, ein anderer denkt an 
sein Handwerk, ein dritter dient als Arbeiter seinem Herrn, das 
Kind arbeitet für seine Schule. Wenn das ohne Rast fortginge, 
so würden sich die Kräfte der Seele verzehren. Darum gibt uns 
Gott einen Feier- und Ruhetag. 
Indem ich aber an diesem Tage meinen irdischen Beruf bei¬ 
seite lege, soll ich an einen anderen Beruf denken. Die Seele 
soll den Sorgen und Gedanken des Alltagslebens entfliehen. Am 
Sonnabend holt sich der Arbeiter seinen Lohn, wo von er die künftige 
Woche leben will. Aber der Mensch lebt nicht vom Brot allein, 
es gibt auch einen Hunger und Durst nach der Gerechtigkeit. Das 
Brot und Wasser des Lebens reicht dir Gott am Sonntag. Darum 
ist der Sonntag die Perle der Tage, die Kraft der Woche, der 
Quell der Wüste. Brauche ihn, wozu er gesetzt istl Ahifeid. 
6. Pu sollst den Saööat Heiligen. 
Kurfürst Max Joseph von Bayern besaß tief im Wald ein 
altes Jagdschloß, von dem man die Aussicht in die Alpen hatte; in 
der Nähe desselben lag ein kleines Dorf mit Kirche und Pfarrhaus. 
Dort pflegte der Kurfürst jeden Herbst einige Wochen zu verleben um 
sich an dem edlen Weidwerke zu erfreuen. Einst kam er wieder mit 
seiner Gemahlin und einer Anzahl Hofkavaliere dorthin. Aber bald 
nach seiner Ankunft begann es zu regnen und die ganze Woche hielt 
das schlechte Wetter an. Erst am Samstag nachmittag heiterte sich
	        
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