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Da stieg in ihm das Verlangen auf, auch sie zu besiegen und
seine Überlegenheit im Kriegführen zu zeigen und das Land bis
zum Ganges sich zu unterwerfen. Daher sammelte er Nach¬
richten und Berichte über jene Länder, die nie ein Europäer
betreten und gesehen hatte und bereitete sich zu dem großen
Zuge vor, der ihn weiter und weiter von Persien und Mace-
donien entfernte. Anders dachten die Macedonier, denen es in
den Jndusländern nicht behagte, wo ungeheure Hitze und Regen¬
zeiten belästigten, Sitten, Sprache und Speisen gar zu eigen¬
tümlich waren. Sie sahen es ungern, daß Alexander Gefahr
auf Gefahr häufte und sie immer weiter von der Heimat weg¬
führte, die schon in einer Wegestrecke von drei Monaten hinter
ihnen lag. Traurig saßen sie gruppenweise im Lager beisammen,
beklagten die Eroberungssucht des Königs, der nicht müde wurde,
ferne Länder zu unterwerfen und dann Fremdlinge als Beamte
in den eroberten Ländern anstellte, die Macedonier nur als
Garnisonen benutzte.
In trauriger Lage befanden sie sich trotz der glänzenden
Eroberungen. Die Hufe der Pferde waren abgenutzt, die
Waffen der Krieger stumpf und schadhaft, die Kleider zerrissene
und geflickte Lumpen, und dazu regnete und donnerte es fürchter¬
lich siebzig Tage hindurch, waren weite Strecken überschwemmt,
die Luft feucht und dunstig, an Kleidern und Lebensmitteln
Mangel, und bei Krankheit blieb man hilflos in fremdem Lande
liegen. Dazu kamen weite anstrengende Märsche durch morastige
Gegenden, über pfadlose, regentriefende Gebirge, und keine Aus¬
sicht, die Frucht des Geleisteten daheim in Ruhe bei Frau und
Kindern, Eltern, Verwandten und Bekannten zu genießen. Der
Unmut im Heere stieg von Tag zu Tag, bis man sich endlich
dahin einigte, unerschrocken und beharrlich zusammenzuhalten,
das Weitermarschieren zu verweigern, dagegen die Heimkehr zu
verlangen.