1. Lalomons Palast und Tempel.
Für die kunstarmen Hebräer wurden die Phönizier die Lehr¬
meister in der Baukunst, welche meistens nur Holzbauten aus¬
führten, in der Plastik wenig, im Festungsbau dagegen viel
leisteten. Was den phönizischen Bauwerken an Kunst fehlte,
das sollte der Prunk ersetzen, weshalb man die Säulen mit Erz,
die Wände mit Gold überzog. Weil das Land übervölkert
ward trotz der zahlreichen Kolonieen, welche man aussandte, so
waren die Städte groß und lagen kaum einige Meilen von¬
einander entfernt. Der Reichtum der Bewohner gestattete es,
die Wohnungen prächtig und glänzend auszuschmücken. Aus
teurem Cypressenholz verfertigte man das Getäfel der turm¬
hohen Häuser, aus Zedern vom Libanon die Mastbäume, aus
dem Holz der Eichen und Buchen die Ruder, aus Elfenbein die
Ruderbänke, aus buntgewirktem Byssns die Flaggen, aus rotem
und blauem Purpur die Decken über den Schiffen. Die Städte
umgab man mit einer hohen und dicken Mauer, so daß Nebu-
kadnezar 15 Jahre vor Tyrus lag, ohne die Stadt erstürmen
zu können. Wie Alexander Tyrus bewältigte, ist erzählt.
Nicht so weit brachten es die Juden. Auf ihrer langen
Wanderung und während der langsamen Eroberung Palästinas
führten sie ihr Nationalheiligtum als trag- und zerlegbare Zelt¬
hütte von 30 Ellen Länge und zehn Ellen Breite mit sich.