fullscreen: Das Altertum (Teil 1)

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Python hieß. Apollon kam, erlegte den Drachen und gründete dort 
sein Heiligtum. Der Tempel war über einem Erdschlunde erbaut, dem 
kalte, berauschende Dünste entstiegen. Über dem Schlunde stand der 
heilige Dreifuß, auf den sich die Pythia setzte, wenn ein Orakel von 
ihr erbeten wurde. Bald verfiel sie in Zuckungen und stieß einzelne 
Worte oder Laute hervor, aus denen die Priester, meist in Versform, 
die Antwort des Gottes zusammenstellten. Dichter Wald umgab die 
Orakelstätte, und nur ein schmaler Pfad führte dahin. Apollon als 
Gott des berühmtesten Orakels ist der Vorsteher aller weissagenden 
Männer und Frauen (Sibyllen), und da die Sänger und Dichter 
mit prophetischem Geiste in die Zukunft schauen, so ist er auch der 
Gott der Dichtkunst und der damit eng verbundenen Musik. Die 
Zither (Kithara) ist sein Lieblingsinstrument, als Zitherspieler 
führt er die neun Musen, die Vorsteherinnen der Künste, auf 
dem Parnassosgebirge oder aus dem Olympos zum Tanze (Reigen). 
Die schönste Statue des Apollon befindet sich im Vatikan in Rom, 
man nennt sie den Apollon von Belvedere. Hier ist er dargestellt in 
voller Jugendkraft und Schönheit. Nackt steht er da, den linken Arm 
vorgestreckt, denn er hat eben den Python erlegt. Die weitgeöffneten 
Nasenlöcher und die ausschwellenden Lippen drücken Zorn aus, aber 
der göttliche Blick schweift ruhig in die Ferne. 
Artemis, die Schwester Apollons, ist nur das weibliche Gegenbild 
zu diesem. Auch sie liebt Bogen und Pfeil. Der Jagd ergeben 
schweift sie mit ihrem Gefolge durch die Wälder, und wenn sie ruhen 
will, geht sie nach Delphi, in das Heiligtum des Bruders. Auch sie 
ist eine todbringende Gottheit, auch sie ist zugleich Beschützerin des 
Feldes und Waldes. In Arkadien, das von Ackerbauern und 
Hirten bewohnt war, verehrte man sie in vielen Tempeln. An 
manchen Orten, wie in Sparta, hatte man ihr in früherer Zeit 
Menschenopfer dargebracht, und noch später peitschte man an ihrem 
Altare Knaben, bis das Blut stoß. Sie hat also in ihrem Wesen 
etwas Schreckliches, das ihrem Bruder nicht beigelegt wurde. Die 
berühmteste Statue dieser Göttin ist die Artemis von Versailles. In 
dieser Darstellung ist sie die Beschützerin des Wildes. An ihre Seite 
hat sich eine Hirschkuh geflüchtet, und sie greift zornig in den Köcher, 
der ihr über der Schulter hängt, um den Verfolger zn strafen. 
Hermes, Sohn des Zeus und der Maia, wurde ebenfalls mit 
besonderem Eifer in Arkadien verehrt, wo er in einer Grotte geboren 
worden sein soll. Er ist der Gewandte, Listige, Erfindungsreiche, der 
Bore des Zeus. Schon bald nach seiner Geburt soll er aus den 
Windeln geschlüpft fein und dem Apoll eine Herde Rinder gestohlen
	        
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