V. Im Osten.
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halben Löffel voll Essen. Schnell Essen reingestopst — marsch!
Im Dunkeln weitergetappst. Holprige Wege, man flucht, man
stützt sich und stolpert, und dann die alte knarre. — Tempo,
immer dasselbe. Jetzt an einem brennenden Hause vorüber:
Compagnie halt. Die Offiziere reiten vorbei. Schattenbilder
des Bataillons kommen an, einer befiehlt, die Mannschaften
müde und ungeduldig auf Quartier wartend. Die 12. natür¬
lich den weitesten Weg. Endlich das ersehnte: „Kompagnie halt!"
Eingepfercht in einer Scheune. Ich zwischen zwei Balken und
etwas Stroh; aber wo schläft man nicht, wenn man müde ist.
Ganz traumlos.
Das war der zweite Eefechtstag, einer der weniger
schlimmen. Heute nacht muhte ich übrigens Patrouille gehen.
Sternen- und mondklar. Schönes Wetter, nicht allzu kalt, zu
hell für Patrouillegehen. Es find aber immer zwischen den
eigenen Stellungen Patrouillen und Posten in der Nacht ein¬
geteilt. Es schliefen schon alle; da hietz es plötzlich: Antreten!
Der Russe soll mit etwas Erfolg versucht haben, durchzudringen.
Zwei Mann und ich Patrouille Nr. 1, diejenige in den eigenen
Stellungen, zweistündliche Ablösung. Schlimm war's nicht.
Erst ein kleiner Weg, dann über Sturzäcker, an verlassenen
Schützenlöchern vorbei zu einem Gehöft und zweimal zurück.
Verirrte Kugeln sausen ja immer vorbei, das ist schon zur Ge¬
wohnheit geworden; darum kümmert man sich gar nicht. Von
der zweiten Patrouille ist einer verwundet worden; also ich
habe bis jetzt Glück. Gegen Morgen mutzte die 1. Patrouille
nochmals los, und dann habe ich noch Kaffee geholt von der
Feldküche, auf einem Gehöft im Hintergrund, wo es nicht so
gefährlich ist; aber auch da nur bei Dunkelheit, sonst ist sie auch
da nicht zu finden, sie kam dann heute noch eine halbe Stunde
zu spät. Der heitze Kaffee schmeckte, überhaupt mit etwas kon¬
densierter Milch, tadellos.
Heute etwas über den 3. Gefechtstag. Im Morgengrauen
antreten. Da gibt's kein nochmal Umdrehen, sofort heraus.
Schnell wird der Morgenkaffee runtergestürzt, bann geht's los.
Lautlos den echt russischen Weg entlang. Die Neihen hinter¬
einander, ich den besten Platz aussuchend. Jetzt wird durch den
Morgennebel ein Städtchen sichtbar. Die Kirchturmspitze er¬
freut sich schon an der goldigen Morgensonne. Noch einige
Kilometer; bann betreten wir die erste Stratze. Zunächst ist es