— 108 —
96.
Der Kommandant und die badischen Jäger in Hersfeld. 1807.
(Joh. Peter Hebel: Rheinland. Hausfreund 1808.)
„Im verflossenen Winter, als die französische Armee und
ein großer Teil der bundesgenossischen Truppen in Polen und
Preußen stand, befand sich ein Theil des badischen Jägerregi¬
ments in Hessen und in der Stadt Hersfeld auf ihrem Posten.
Denn dieses Land hatte der Kaiser im Anfang des Feldzugs
eingenommen, und mit Mannschaft besetzt. Da gab es nun von
Seiten der Einwohner, denen das Alte besser gefiel, als das
Neue, mancherlei Unordnungen, und es wurden besonders in
dem Orte Hersfeld mehrere Widersetzlichkeiten ausgeübt, und
unter andern ein französischer Offizier getödtet. Das konnte
der französische Kaiser nicht geschehen lassen, während er mit
einem zahlreichen Feind im Angesicht kämpfte, daß auch hinter
ihm Feindseligkeiten ausbrachen, und ein kleiner Funke sich zu
einer großen Feuersbrunst entzündete. Die armen Einwohner
von Hersfeld bekamen daher bald Ursache, ihre unüberlegte
Kühnheit zu bereuen. Denn der französische Kaiser befahl, die
Stadt Hersfeld zu plündern und alsdann an vier Orten anzu¬
zünden und in Asche zu legen.
Dieses Hersfeld ist ein Ort, der viele Fabriken und daher
auch viele reiche und wohlhabende Einwohner und schöne Ge¬
bäude hat; und ein Menschenherz kann wohl empfinden, wie es
nun den armen Leuten, den Vätern und Müttern zu Muthe war,
als sie die Schreckenspost vernahmen; und der arme Mann, dem
sein Hab und Gut auf einmal auf dem Arm weggetragen wer¬
den konnte, war jetzt so übel daran, als der Reiche, dem man
es auf vielen Wagen nicht wegführen konnte; und in der Asche
sind die großen Häuser auf dem Platz und die kleinen in den
Winkeln auch so gleich, wie die reichen Leute und die armen aus
dem Kirchhof. Nun, zum Schlimmsten kam es nicht.
Auf Fürbitte der französischen Kommandanten in Kassel
und Hersfeld wurde die Strafe so gemildert: Es sollten zwar
nur vier Häuser verbrannt werden; aber bei der Plünderung
sollte es bleiben. Die unglücklichen Einwohner waren auch, als
sie diesen letzten Bescheid hörten, so erschrocken, so alles Muthes
und aller Besinnung beraubt, daß der Menschenfreundliche Kom-