Full text: Bilder aus der sächsischen Geschichte

Friedrichs des Weisen Tod (1525). 
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Jammerthal verschieden ist, ich sollte thun, wie ich könnte, und mich zu 
seiner Kurfürstlichen Gnaden verfügen. Wiewohl ich nun wußte, daß 
seine Kurfürstlichen Gnaden nicht gern hatten, daß sie von jedermann 
überlaufen würden, dieweil ich aber auch allerlei bedachte, so erhob ich 
mich in Gottes Namen. Wie ich mich nun ließ vor seiner Kurfürsten 
Gnaden Stube zu Lochau, darin er auch verschied, ansagen, ließen mich 
ihre Kurfürstlichen Gnaden bald gnädig zu ihr kommen, uud sobald sie meiner 
gewahr wurden auf ihrem niedrigen Rollstuhle, boten sie mir die Hand 
und sagten zu mir: »Ihr thut recht, daß Ihr zu mir kommt; denn Kranke 
soll man besuchen,« uud sie befahlen bald, daß man ihn mit dem Stuhle 
zum Tische gegenüber rücken sollte, und ließen die Kammerdiener von fich 
gehen. Uud wie seine Kurfürstlichen Gnaden und ich, Spalatin, allein 
wareu, kam er auf die Seelsorge fern und weit, daß feine Kurfürstlichen 
Gnaden sich gern darein ergeben und fragten: »Wie riete ich ihm denn?« 
Da sagte ich: »Gnädigster Herr, ich würde in Gottes Namen das hoch¬ 
würdige Sakrament nehmen.« Da sagte er zu mir: »Ich wills thun.« 
Nahm darauf meine rechte Hand in feine uud drückte mir sie, redete 
allerlei hohe Sachen mit mir ganz gnädig und herzlich bis fast über acht 
Uhr des Abends, that bald darauf die Beichte desselben Abends, uud 
nachdem feine Kurfürstlichen Gnaden auch ihren Beichtvater, den Pfarrer 
zu Herzberg, der zuvor Mitpfarrer zu Colditz gewesen war (er war von 
Mntzschen gebürtig), etliche Jahre gnädig hatten leiden können, so be¬ 
stellten wir denselben in der Nacht mit dem frühsten zn seiner Kurfürst¬ 
lichen Gnaden zu kommen, wie er denn that. Da beichteten ihm seine 
Kurfürstlichen Guadeu frühe noch einmal. Darnach empfingen auch ihre 
Kurfürstlichen Gnaden das hochwürdige Sakrament des wahren Leibes 
itttd Blutes unsers lieben Herrn und Heilandes vermöge seiner heiligen 
Einsetzung, ganz und gar, in beiderlei Gestalt, mit solcher Andacht, Ernst 
und Innigkeit, daß wir alle weinten, soviel unser dabei waren. 
Desfelbigen Morgens frühe haben seine Kurfürstlichen Gnaden zu 
ihren Kammerdienern und Knaben gesagt: »O lieben Kindlein, mir ist so 
wehe.« Da hat Joachim Sack, ein Schlesier, seiner Kurfürstlichen Gnaden 
mit einer Antwort, die zuvor durch den römischen Kaiser Herrn Maxi¬ 
milian auf seiner Kaiserlich Majestät letztem Reichstage zu Augsburg ge¬ 
geben wurde, gesagt: »Gnädigster Herr, es wird, wenn Gott will, mit 
Euer Kurfürstlichen Gnaden besser werden.« Da haben seine Kurfürst¬ 
lichen Gnaden gesagt: »Hier wirds nicht besser, dort aber wirds, wenn 
Gott will, besser werden.« 
Über einer Weile haben seine Kurfürstlichen Gnaden abermals ge¬ 
sagt: »Lieben Kindlein, ich bin wahrlich krank.« Da hat gedachter Sack 
abermals gesagt: »Gnädigster Herr, der allmächtige Gott schickts Euer 
Kurfürstlichen Gnaden alles aus väterlicher Liebe um des Besten willen 
zu.« Da haben seine Kurfürstlichen Gnaden diese Worte St. Jakobi 
gebraucht: »Dominus dedit, Dominus abstulit. Sicut Domino placuit,
	        
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