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bedarfs bisweilen auch sehr wohl, daß man ihnen streng sei und 
weidlich zuspreche." Ein andermal schreibt er: „Ich muß Geduld 
haben mit dem Papste, ich muß Geduld haben mit den Schwärmern, 
ich muß Geduld haben mit dem Gesinde, ich muß auch Geduld haben 
mit Käthen von Bora." Doch unglücklich fühlt sich Luther nicht im 
geringsten, im Gegenteil; unb wohin würde vielleicht Luther gekommen 
sein, wenn ihm nicht die ordnende, sparende und auch erwerbende 
Hand, das tröstende, teilnehmende Herz seiner Katharina helfend und 
stützend zur Seite gestanden hätte! (Vergl. auch Nr. 10.) 
36. Berühmte Frauen ans dem Zeitalter der Reformation. 
Das Zeitalter der Reformation zeigt, daß die Frauen, so wie 
bei der Gründung und Ausbreitung des Christentums und in den 
Zeiten der Verfolgung auch für die Kirchenverbesserung lebhafte Teil¬ 
nahme verrieten. Es ist ja eine leicht zu erklärende Erscheinung, 
daß in einem Zeitalter, in welchem Erfindungen und Entdeckungen 
sich häuften, Kunst und Wissenschaft zu neuem Leben erwachten und 
das reine Evangelium die Herzeu belebte, der Einfluß der Frauen 
ein sehr großer und weitgreisender war. Auf jedem Blatte der 
Geschichte offenbart sich im Guten wie im Schlimmen neben der 
Thatkraft und dem gewaltigen Gestaltuugstriebe der Männer nicht 
minder mächtig die feinere Wirksamkeit des weiblichen Geistes, dem 
durch die That des großen Mainzers Johann Gutenberg nun gleich¬ 
falls der ganze Bildungskreis erschlossen wurde. Bei dem regen Ge¬ 
mütsleben der Frauen aber mußten religiöse Fragen diese um so 
lebhafter beschäftigen. Luther stand mit vielen Frauen im Brief¬ 
wechsel und mahnte dieselben, das Werk der Kirchenverbesserung fördern 
zu helfen. Nennen wir hier noch einige Frauen, in welchen die 
Kraft des Evangeliums so mächtig war, daß sie, Gefahr und Unge¬ 
mach nicht achtend, zugleich männlichen Mut mit weiblicher Milde 
uud Geduld in sich vereinigend, der Reformation in hohem Grade 
förderlich gewesen sind: 
1. Elisabeth von Brandenburg, die Gemahlin Joachims I., 
Kurfürsten von Brandenburg, war eine dänische Prinzessin. Ihr 
Gemahl war ein erbitterter Gegner der Reformation; auf dem Reichs¬ 
tage zu Worms trug er sogar darauf an, Luther als Ketzer zu ver¬ 
brennen. Man kann sich nun wohl denken, daß der Kurfürst seine 
Gemahlin nicht gerade liebevoll behandelte, als diese mit dem Volke 
den evangelischen Glauben teilte und im Jahre 1528 es sogar wagte, 
in Abwesenheit ihres Gatten das heilige Abendmahl in beiderlei Ge¬ 
stalt zu nehmen. Joachim, dem dies verraten wurde, ließ sie gefangen 
setzen und streng bewachen, damit kein evangelischer Geistlicher ihr
	        
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