204 II. Die Zeit neuer Staatenbildungen.
vielgerühmte Danewerk, eine tausendjährige ausgedehnte
Schanzenlinie. Prinz Friedrich Karl hatte es im Osten
umgangen, nur die dänische Nachbut wurde noch von Gab-
lenz mit seinen Oestreichern bei Oeversee 6. Febr. ereilt.
Schon am 18. Febr. besetzten die Allürten Kolding auf der
jütischen Grenze und breiteten ihre Macht bis zum Lymsiord
aus. Auch die Düppel er Schanzen wurden nach längerer
Beschießung 18. April von den Preußen erstürmt, wobei das
Zündnadelgewehr (im Grunde seit 1841 eingeführt, aber jetzt
erst allgemein verwendet) sich tüchtig erprobte, sofern die
gedeckten Dänen doch größere Verluste erlitten als die An¬
greifenden. — Ein Waffenstillstand gab Gelegenheit zu
Friedensverhandlungen, in welchen die deutschen Vormächte
17. Mai noch eine Personalunion zwischen Dänemark und
den Herzogtümern vorschlugen. Als aber die Dänen dar«
iiber gar nicht berathen wollten, bestunden jene auf voll¬
ständiger Trennung der Herzogthümer, griffen wieder zu
den Waffen, setzten 29. Juni nach dem wohl vertheidig¬
ten Alsen über und gewannen auch diese Insel. Selbst
zur See zeigten sie sich den Dänen gewachsen. England
und Frankreich konnten sich über eine Einmischung zu
Gunsten Dänemarks nicht verständigen; sie hielten auch
den schwedischen König Karl XV. zurück, der für feinen
dänischen Bruder etwas wagen wollte; so mußte Däne¬
mark 30. Olt. im Wiener Frieden die Herzogthümer
einfach an die beiden Vormächte abtreten.
Aber wie die Beute theilen? Ganz Deutschland, auch
Oestreich wäre es zufrieden gewesen, wenn nun der Au-
gtiftenburger die Herzogthümer erhalten und also ein neuer
Mittelstaat sich gebildet hätte. Preußen dagegen, dessen
Selbstgefühl durch den Sieg gesteigert war, begann nun
das Erbrecht des Prinzen anzuzweifeln, und nöthigte et¬
was barsch die Hannoveraner und Sachsen zum Rückmarsch
ans Holstein, um mit Oestreich allein das Land zu ver¬
walten. Mit dem Prinzen aber besprach sich Bismarck,
ob er wenigstens den Kieler Hafen und die Verfügung
über die Wehrkräfte des Landes seinem Könige überlassen