232 II- Die Zeit neuer Staatenbildungen. 
langen Durchschnitts wurden die neuen Häfen Port Said 
und Suez geschaffen. Die zehnjährige Arbeit war 1869 
so weit vollendet, daß 16. Nov. der Chedive (Vicekönig) 
sie einweihen konnte. Dazu fanden sich die Kaiserin 
Eugenie, Kaiser Franz Joseph und der Kronprinz von 
Preußen ein, sie wurden in Port Said vom Vicekönig 
glänzend empfangen. Der katholische Bischof von Ale¬ 
xandrien vollzog die Einsegnung in französischer und ara¬ 
bischer Sprache. Dann fuhren die Schiffe aller Nationen 
mit ihren Vertretern, darunter auch niederländischen und 
schwedischen Prinzen, unter dem Hurrahrufen der Fellahs 
nach Jsmailia, wo ein prächtiger Ball gehalten wurde, 
und gelangten am dritten Tage nach Suez. Der Chedive 
hatte sich's 8 Mill. Thlr. kosten lassen, seine Gäste kaiser¬ 
lich zu bewirthen; dem Sultan aber sich zu entziehen, 
wobei er wohl von ihnen unterstützt zu werden gehofft 
hatte, gelang ihm nicht. Die 380 Mill. M., die das 
Unternehmen gekostet, verzinsen sich zwar spärlich; doch 
haben die Engländer 1875 es für der Mühe werth er¬ 
achtet dem Chedive die Hälfte der Aktien abzukaufen. 
Noch 1858 nannte ihr Lord Palmerston den Kanal den 
größten Schwindel aller Zeiten; jetzt ist er ihnen der 
liebste Weg nach Indien geworden. — Der Chedive suchte 
auch seinen Einfluß nach Süden auszubreiten. Erst sandte 
er den Engländer S. Baker, einen Entdecker der oberen 
Ntlfeeen, mit einer ägyptischen Flotille 1870—73 den 
Nil hinauf, dem bisher dort allein betriebenen Negerfang 
ein Ende zu machen und in diesen durch ägyptische Schuld 
verödeten Strecken geordnetere Zustände herzustellen. Sein 
Nachfolger, der Oberst Gordon, hat dann bis an den 
Aequator hin den Menschenraub (im Großen) unterdrückt, 
während zugleich Darfur von den Aegyptern erobert 
wurde. 
Am sichersten rückt europäische Gesittung und die 
Christianisirung der Heiden vom Süden her in's Innere 
vor durch die Ausdehnung, welche die Kolonialstaaten 
Englands erfahren, namentlich feit die Auffindung von
	        
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