236 II. Die Zeit neuer Staatenbildungen. 
sondern auch ein Ungeheuer der spanischen Inquisition, 
den Ketzerbrater Arbues. Leider wollten nur die Kaiser 
und Könige sich nicht gehörig fügen; Ecuador war eigent¬ 
lich der einzige Staat nach seinem Herzen. Ein Concil, 
ließ er merken, sollte zu größerer Einigung verhelfen; und 
diesem Gedanken stimmten die Bischöfe freudig zu, ohne 
zn wissen, was es eigentlich beschließen sollte. 
Indessen glühte Garibaldi vor Verlangen, das 
„Vipernest" Rom auszunehmen; der italienische Minister 
Rattazzi, gebunden durch den Septembervertrag, infolge 
dessen die französischen Truppen 1866 Rom geräumt hat¬ 
ten (S. 182), konnte ihm freilich eine Unternehmung 
gegen den Sitz des Papsts nicht offen gestatten; und ein 
Miiiisterwechsel hatte die Folge, daß der Freischaarenzug 
gegen Rom in Florenz sogar verdammt wurde. Dennoch 
ließ man den alten Haudegen über die Grenze eilen, da 
er sich denn mit den Päpstlichen einigemal herumschlug. 
Napoleon aber sandte nun dem Papst ein Heer zu Hilfe, 
das 3. Nov. 67 bei Mentana auf die schlechtbewaffne¬ 
ten garibaldischen Schaaren stieß. Dort thaten die Chas¬ 
sepots ihre ersten Wunder an den Leibern der italienischen 
Jugend. Garibaldi zog sich erbittert auf seine Ziegen¬ 
insel zurück, und der Minister Ronher versicherte Europa 
5. Dez., nie werde Frankreich dulden, daß Italien sich 
Roms bemächtige. Gegen das Einziehen einer Masse von 
Klostergütern aber, um dem italienischen Staatshaushalt 
aufzuhelfen, gab es freilich keine Hilfe. Bald in Florenz, 
bald in Rom mnße Napoleon beschwichtigen, ohne doch dieses 
oder jenes ganz für sich zu gewinnen. 
Indessen lag dem Papst an, daß der Syllabns feier¬ 
lich bestätigt und durch Anerkennung seiner Unfehlbarkeit 
(die er schon 1840 in einer Encyklika ausgesprochen) den 
Bischöfen der letzte Rest vou Selbständigkeit entrissen werde. 
So schrieb er 29. Juui 68 (an dem Tage, da in Worms 
ein großes Lutherdenkmal eingeweiht wurde) ein ökumeni¬ 
sches Concil ans, das sich im Dez. 69 in Rom versam¬ 
meln sollte. Nachdem mitterweile die tugendhafte Jfa-
	        
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