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Ulm bestieg er den höchsten Kranz des über 100 m hohen
Münsterturmes und stellte sich mit dem einen Fuß auf die schmale
Eisenstange, an der die Feuerlaterne hing, während er den andern
Fuß übermütig in die Luft emporhob. Er war gebildet, ein
Freund der Wissenschaften, auch der Dichtkunst, und Beschäftigte
sich viel mit der Verbesserung des Kriegswesens. Maximilian
war der letzte König, der in den Gedanken des Mittelalters lebte; man
nannte ihn daher den „letzten Ritter".
Seine Fürsorge für die Wohlfahrt des Reiches. Maximilian
war bemüht, im Reiche Ordnung zu schaffen; daher ließ er auf
dem Reichstage zu Worms den ewigen Landfrieden verkünden.
Damit wurde den Fehden halt geboten. Damit der Landfriede
besser aufrecht erhalten wurde, setzte er das Reichskammergericht ein,
ein oberstes deutsches Gericht, und teilte das Reich in neun
Kreise, zu denen später noch ein zehnter hinzukam. Um ein
kriegstüchtiges Heer zu schaffen, legte er eine Reichssteuer, den
sogenannten gemeinen Pfennig, auf. Auch wurde die erste Post
zwischen Brüssel und Wien durch die Grafen von Thurn und
Taxis eingerichtet, woraus sich später andere Postverbindungen
zum Vorteil für Handel und Verkehr entwickelten. Dagegen
erlitt das Reich zu seiner Zeit einen unersetzlichen Verlust.
Maximilian begann Streit mit den Schweizern, unterlag jedoch
den Eidgenossen. Die Schweizer sagten sich nun gänzlich vom
Reiche los und bildeten unter dem Namen „Eidgenossenschaft"
einen Freistaat. — Es waren damals einige Fürsten vorhanden,
die den König in der Sorge für die Wohlfahrt des Reiches unter¬
stützten; zu ihnen gehörte der Kurfürst Albrecht Achilles von
Brandenburg, ein Hohenzoller.
Sorge für seine Hausmacht. Unter Maximilian erhielt die habs¬
burgische Hausmacht eine bedeutende Verstärkung. Zwischen
Deutschland und Frankreich war ein großes Herzogtum entstanden;
man nannte es Burgund. Zu ihm gehörten auch die Niederlande,
das heutige Holland und Belgien. Der letzte Herzog von Burgund,
Karl der Kühne, fand seinen Tod im Kriege. Er hinterließ
keinen Sohn, sondern nur eine Tochter, Maria von Burgund.
Sie wurde Maximilians Gemahlin und brachte ihm die Nieder¬
lande als Mitgift zu. Er mußte freilich noch heiße Kämpfe
gegen den König von Frankreich bestehen, ehe er diese Länder
behauptete. Tapfer hat er sein Recht durchgekochten. Durch die