Full text: Von den ältesten Zeiten bis zum Westfälischen Frieden (Teil 1 = 5. und 4. Kl.)

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15* Dr. Martin Luther. 
Luthers Jugend. Der ehrsame Bergmann Hans Luther war 
von Möhra in Thüringen nach Eisleben in der Grafschaft Mansfeld 
gezogen in der Hoffnung, dort reichlicheren Verdienst zu finden. 
10.11.1483 Hier wurde ihm am 10. November 1483 ein Sohn geboren, der 
in der Taufe den Namen Martin erhielt. Als der Knabe kaum 
ein halbes Jahr alt war, verließen die Eltern Eisleben und 
zogen nach Mansfeld. 
Hans Luther mußte sein Brot durch schwere Arbeit verdienen, 
seine Frau half ihm treulich und hat oft das Holz aus dem 
Walde auf ihrem Rücken heimgetragen. In Mansfeld gelangten 
die Eltern jedoch nach und nach zu Wohlstand. Hans Luther 
erwarb ein eigenes Haus, wurde Besitzer zweier Schmelzöfen und 
zum Mitglieds des Stadtrates gewählt. 
Der kleine Martin wurde sehr streng erzogen. Seine Eltern 
straften ihn oft um einer Kleinigkeit willen hart, auch die Schulen 
waren damals rechte „Kerker und Höllen". Martin wurde früh¬ 
zeitig nach der Schule geschickt. Da er schwächlich war, trug ihn 
der Vater oft auf den Armen dorthin. In der Schule lernte er 
fleißig und leicht und sollte daher ein gelehrter Mann werden. 
Der Vater schickte ihn später auf die höheren Schulen nach Magde¬ 
burg und Eisenach. Der arme Knabe mußte sich kümmerlich 
durchschlagen, in Eisenach durch Singen vor den Türen reicher 
Leute sein Brot erwerben. Eine fromme und wohlhabende Frau, 
namens Cotta, aber hatte ihn wegen seines andächtigen Singens 
liebgewonnen und nahm ihn auf in ihr Haus und an ihren 
Tisch. Noch nicht 18 Jahre alt, bezog Martin Luther die 
Universität Erfurt, um nach dem Wunsche seines Vaters Jura 
(Rechtswissenschaft) zu studieren. Hier sah er zum ersten Male 
eine ganze Bibel, bisher hatte er nur Bruchstücke daraus kennen¬ 
gelernt. Er schlug sie auf und fand die Geschichte von Eli und 
Samuel, und er wollte auch ein Samuel werden und sprechen: 
„Rede, Herr, dein Knecht höret." Er fing jeden Morgen seine 
Arbeit mit Gebet an, denn sein Sprüchlein war: „Fleißig gebetet 
ist über die Hälfte studiert." Aber der junge Student wurde von 
der Sorge gequält: Was muß ich tun, daß ich selig werde? Er 
erfüllte alles gewissenhaft, was die Kirche vorschrieb, um sünd¬ 
hafte Neigungen zu töten, erhielt aber den Frieden seiner Seele
	        
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