Full text: Aus der deutschen Geschichte bis zum Ausgange des Mittelalters (Teil 1)

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der Kampf aber gar kein Ende nehmen wollt' und alles ineinanb verbissen 
war wie Meute unb Lbelwilb auf der Hetzjagd, ba marb’s ihm schier 
zuviel. Eine ibyllische Stimmung kam über ihn mitten unter Cob unb 
Tobesnot. (Erst wie ihm einer im vorbeireiten ben Helm als Beutestück 
abriß, warb er aufgerüttelt aus seiner Betrachtung, unb wie derselbe, 
ben Versuch erneuenb, ihm auch noch ben Mantel wegzerren wollte, rief 
er unwillig: „Ist's noch nicht genug, du Scharfschütz des Teufels?" und 
tat einen Stich nach ihm, daß des Hunnen Schenkel von ber langen Schwert¬ 
klinge an sein Roß angeheftet warb. Jetzt gebachte er, ihm den Todes¬ 
stoß zu geben,' boch wie er sein Hntlitz schaute, war es also häßlich, daß 
er beschloß, ihn als lebenbige (Erinnerung bes Tages seiner Gebieterin mit¬ 
zubringen. Da machte er ben rvunben Mann zum Gefangenen; er hieß 
(Eappan und schmiegte seinen hals unter Herrn Spazzos Rrm als Zeichen 
der Unterwerfung unb grinste mit ben weißen Söhnen, wie ihm sein 
Leben geschenkt warb. 
Gegen bie Brüber ber Reichenau führte hornebog seinen Schwarm. 
Dort hielt ber Tob reiche (Ernte. Des Klosters Mauern glänzten fern 
aus bem See herüber zu den Streitern wie eine Mahnung zu wuchtigem 
Dreinschlag, unb ber Hunnen mancher, ber in Schwertes Bereich kam, merkte, 
daß er auf schwäbischem Boden stunb, wo ber Streiche gebiegenfte wilb 
wachsen wie bie (Erbbeeren im ZDalbe. Doch auch in ber Brüber Reihen warb's 
lichter: da ruhte (Quirinus der Schreiber für immer vom Schreibkrampf, 
der die Lanze in seiner Rechten zittern gemacht; da sank wiprecht, der 
Sternkundige, und Kerimold, der Meister im Forellenfang, unb Wittigowo, 
der Bauverständige — wer kennt sie alle, die Namenlosen, die freudigen 
Todes starben? 
Um bas sanktgallische Feldzeichen war ein erlesen Häuflein geschart. 
Roch flatterten bie schwarzen Wimpel vom Bilde des Gekreuzigten, aber 
der Kampf war hart. Mit wort und Tat feuerte (Ekkehard die Genossen 
an, Widerpart zu halten; es war (Ellak selber, ber gegen sie anritt. Leichen 
erschlagener Männer unb Rosse lagen im rvilben Durcheinander; wer über¬ 
lebte, hatte seine Schuldigkeit getan, unb wo alle brav, ragt keine (Einzel¬ 
tat, befonberen Ruhm erheischenb, aus bem Geschehenen Herfür. Schon 
wankte bas hoch gehaltene Kreuz, von unablässigen Geschossen umschwirrt, 
— ba ging burch bie Reihen ein Schrei bes Staunens: vom Hügel, der 
den Turm von hohenfridingen trägt, kamen zwei Reiter gesprengt, fremd 
an Gestalt und Rüstung. Schwerfällig und mächtigen Umfanges saß der 
eine zu Roß, von veralteter Form waren Schilb unb Harnisch; doch ver¬ 
blichene Dergüldung zeigte den vornehmen Kriegsmann. (Ein goldener Reif 
schlang sich um den Helm, von rotem Busch umwallt. Der Mantel flog 
im winde; den Speer eingelegt, ritt er einher, ein Bild aus alten Seiten. 
Sorgsam ihm zur Seite ritt der anbre zu Schirm unb Deckung bereit als 
getreuer Dienstmann. 
„Der (Erzengel Michael!" rief’s in ber christlichen Heerschar, unb sie 
faßten zu neuer Kraft sich zusammen; bie Sonne leuchtete auf bes fremben 
Reitersmannes ©ervaffen wie Verheißung des Sieges, — itzt waren die 
Zwei im Getümmel, als wollte der Goldgerüstete einen Gegner suchen. 
Der blieb ihm nicht aus. wie ihn des hunnenführers scharfes Rüge erschaut, 
war auch schon sein Roß ihm entgegengewandt; des fremden Rittersmannes 
Speer fuhr an ihm vorüber, schon hub (Ellak das Schwert zu löblichem
	        
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