— 112 —
der Kampf aber gar kein Ende nehmen wollt' und alles ineinanb verbissen
war wie Meute unb Lbelwilb auf der Hetzjagd, ba marb’s ihm schier
zuviel. Eine ibyllische Stimmung kam über ihn mitten unter Cob unb
Tobesnot. (Erst wie ihm einer im vorbeireiten ben Helm als Beutestück
abriß, warb er aufgerüttelt aus seiner Betrachtung, unb wie derselbe,
ben Versuch erneuenb, ihm auch noch ben Mantel wegzerren wollte, rief
er unwillig: „Ist's noch nicht genug, du Scharfschütz des Teufels?" und
tat einen Stich nach ihm, daß des Hunnen Schenkel von ber langen Schwert¬
klinge an sein Roß angeheftet warb. Jetzt gebachte er, ihm den Todes¬
stoß zu geben,' boch wie er sein Hntlitz schaute, war es also häßlich, daß
er beschloß, ihn als lebenbige (Erinnerung bes Tages seiner Gebieterin mit¬
zubringen. Da machte er ben rvunben Mann zum Gefangenen; er hieß
(Eappan und schmiegte seinen hals unter Herrn Spazzos Rrm als Zeichen
der Unterwerfung unb grinste mit ben weißen Söhnen, wie ihm sein
Leben geschenkt warb.
Gegen bie Brüber ber Reichenau führte hornebog seinen Schwarm.
Dort hielt ber Tob reiche (Ernte. Des Klosters Mauern glänzten fern
aus bem See herüber zu den Streitern wie eine Mahnung zu wuchtigem
Dreinschlag, unb ber Hunnen mancher, ber in Schwertes Bereich kam, merkte,
daß er auf schwäbischem Boden stunb, wo ber Streiche gebiegenfte wilb
wachsen wie bie (Erbbeeren im ZDalbe. Doch auch in ber Brüber Reihen warb's
lichter: da ruhte (Quirinus der Schreiber für immer vom Schreibkrampf,
der die Lanze in seiner Rechten zittern gemacht; da sank wiprecht, der
Sternkundige, und Kerimold, der Meister im Forellenfang, unb Wittigowo,
der Bauverständige — wer kennt sie alle, die Namenlosen, die freudigen
Todes starben?
Um bas sanktgallische Feldzeichen war ein erlesen Häuflein geschart.
Roch flatterten bie schwarzen Wimpel vom Bilde des Gekreuzigten, aber
der Kampf war hart. Mit wort und Tat feuerte (Ekkehard die Genossen
an, Widerpart zu halten; es war (Ellak selber, ber gegen sie anritt. Leichen
erschlagener Männer unb Rosse lagen im rvilben Durcheinander; wer über¬
lebte, hatte seine Schuldigkeit getan, unb wo alle brav, ragt keine (Einzel¬
tat, befonberen Ruhm erheischenb, aus bem Geschehenen Herfür. Schon
wankte bas hoch gehaltene Kreuz, von unablässigen Geschossen umschwirrt,
— ba ging burch bie Reihen ein Schrei bes Staunens: vom Hügel, der
den Turm von hohenfridingen trägt, kamen zwei Reiter gesprengt, fremd
an Gestalt und Rüstung. Schwerfällig und mächtigen Umfanges saß der
eine zu Roß, von veralteter Form waren Schilb unb Harnisch; doch ver¬
blichene Dergüldung zeigte den vornehmen Kriegsmann. (Ein goldener Reif
schlang sich um den Helm, von rotem Busch umwallt. Der Mantel flog
im winde; den Speer eingelegt, ritt er einher, ein Bild aus alten Seiten.
Sorgsam ihm zur Seite ritt der anbre zu Schirm unb Deckung bereit als
getreuer Dienstmann.
„Der (Erzengel Michael!" rief’s in ber christlichen Heerschar, unb sie
faßten zu neuer Kraft sich zusammen; bie Sonne leuchtete auf bes fremben
Reitersmannes ©ervaffen wie Verheißung des Sieges, — itzt waren die
Zwei im Getümmel, als wollte der Goldgerüstete einen Gegner suchen.
Der blieb ihm nicht aus. wie ihn des hunnenführers scharfes Rüge erschaut,
war auch schon sein Roß ihm entgegengewandt; des fremden Rittersmannes
Speer fuhr an ihm vorüber, schon hub (Ellak das Schwert zu löblichem