Full text: Aus der deutschen Geschichte bis zum Ausgange des Mittelalters (Teil 1)

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Freudigkeit in seinem Worte. Dann griff er sein Horn und blies dreimal 
hinein. 
Da füllten sich die Fenster am Saal der Klosterschulen mit neu¬ 
gierigen jungen Gesichtern. Der Rbt (Eralo sprang aus seinem Lehnstuhl 
und reckte seine Rrme der Decke seines Gemachs entgegen, ein schlaf¬ 
trunkener Mann,- dann hinkte er zum offenen Söller seines Erkers und 
schaute hinab. Und er war betrüblich überrascht: ,,heiliger Benedikt, 
meine Base, die Frau Herzogin!" 
Sofort schürzte er seine Kutte, hing das güldene Kettlein mit dem 
Klostersigill um, nahm seinen Rbtsstab von Rpfelbaumholz, dran der reich¬ 
verzierte (Elfenbeingriff erglänzte, und stieg in den Hof hernieder. 
Jetzt ward draußen ins Horn gestoßen. Der Kämmerer Spazzo ritt 
als Herold ans Tor und rief mit tiefer Stimme: „Die Herzogin und 
Verweserin des Reichs in Schwabenland entbeut dem heiligen Gallus ihren 
Gruß. Schaffet (Einlaß!" Der Rbt seufzte leise auf. (Er stieg auf Romeias 
Warte; an seinen Stab gelehnt gab er denen vor dem Cor den Segen 
und sprach: „3m Hamen des heiligen Gallus dankt der Unwürdigste seiner 
Jünger für den erlauchten Gruß. Rber (Einlaß schaffen ist ein unmöglich 
Ding. Kanonische Satzung sperrt das Cor!" 
Frau hadtvig saß schon lange ungeduldig im Sattel. Jetzt schlug 
sie -mit der Reitgerte ihren weißen Zelter, daß er sich mäßig bäumte. 
„Herr Rbt, die Herzogin in Schwaben muß das Kloster sehen!" sprach 
sie scharf. Da ward dem Schwergeprüften klar, daß weiterer Widerspruch 
kaum mehr möglich sei ohne große Gefahr für des Gotteshauses Zukunft. 
Darum rief er jetzt hinunter: „Da Ihr hartnäckig darauf besteht, muß 
ich's der Ratsversammlung der Brüder vortragen. Bis dahin geduldet 
(Euch!" 
Fünfmal erklang jetzt das Glöcklein von des heiligen (Dtmar Kapelle 
neben der Hauptkirche und rief die Brüder zum Kapitelsaal. Der Rbt 
bestieg seinen ragenden Steinsitz, und sie ratschlagten, was zu tun. Der 
Fall war schwierig. Die Beratung ward stürmisch, sie sprachen hin und 
her. Da erhob sich unter Öen Jüngeren einer und erbat das Wort. 
„Sprechet, Bruder (Ekkehard!"x) rief der Rbt. Der erhob feine Stimme 
und sprach: „Die Herzogin in Schwaben ist des Klosters Schirmvogt und 
gilt in solcher (Eigenschaft als wie ein Mann. Und wenn in unserer 
Satzung streng geboten ist, daß kein Wei'b den Fuß über des Klosters 
Schwelle setze: man kann sie ja darüber tragen." Da heiterten sich die 
Stirnen, beifällig nickten die Kapuzen, auch der Rbt war des verstän¬ 
digen Wortes nicht unbewegt und sprach: „Bruder Ekkehard, Ihr seid 
sanft wie die Caube, aber klug wie die Schlange. So sollt Ihr des eignen 
Rats Vollstrecker sein!" 
Der Rbt pflog noch eine lange, flüsternde Verhandlung mit Gerold, 
dem Schaffner, wegen des Vesperimbisses. Dann stieg er von seinem Stein¬ 
sitz und zog mit der Brüder Schar den Gästen entgegen. Die waren 
draußen schon dreimal um des Klosters Umfriedung herumgeritten und 
hatten sich mit Glimpf und Scherz des Wartens Ungeduld vertrieben. 
Rbt Cralo sprach ernst: „vernehmt des Klosters Beschluß!" Und er er¬ 
öffnete die Bedingung, die sie auf den Eintritt gesetzt. Da sprach Frau 
*) starb den 14. )anuar 973 als Abt des Klosters.
	        
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