— 150
weise die Empörer am Niederryein vor die Gefahr eines Kampfe* qeqen
jöte mit Philipp verbündete Keichsmacht stellte, und indem er andrer«
Teils durch Richard freundliche Fühlung mit den Welsen gewann. So
gelang es, auf rein diplomatischem Wege die beiden Zentren des Wider¬
stands, den Niederrhein und die Sachsen, zu trennen und vereinzelt dem
Reiche wiederum zu unterwerfen.
. ttnb noch ein weiteres (Ergebnis von universaler Bedeutung wußte
Heinrich den Verhandlungen mit Richard zu entlocken. Rls König Richard
E 2- Februar 1194 in feierlicher Versammlung des Reiches zu Mainz
endlich entlassen werden sollte, vermochte ihn der Kaiser schließlich durch
nochmaliges Ausspielen des französischen Gegensatzes dazu, sich außer dem
alten versprechen zur Zahlung eines Lösegeldes von 10 000 Mark (in
unserem Gelde etwa 31 Millionen Mark) auch noch als Lehnsmann des
Kaisers für sein englisches Reich zu bekennen; blendend trat der uni=
versale Gedanke des Kaisertums hervor aus den deutschen wirren der
letzten Jahre.
Und schon war es möglich, ihn erneut durch Italien zu tragen, nach
Sizilien dem alten diel der kaiserlichen wünsche. Das Lösegeld Richards
gewahrte die finanziellen Mittel, in Deutschland herrschte Ruhe am Rhein
versöhnten sich die Welfen Sachsens endgültig mit dem Kaiser; der junge
hemrtch von Braunschweig, des Löwen Sohn, bereitete sich vor, mit ihm
nach Suden zu ziehen, und der alte Löwe starb ein Jahr nach einer
feierlichen Sühne mit dem Kaiser zu Braunschweig, den 6. August 1195.
Und auch in Jtalien hatte der Kaiser den Zug aufs beste vorbereitet.
Stellung gegen die Kurie genommen, deren
politische oirkel die staufische (Eroberung Siziliens unter allen Umständen
jtoren mußten; und er hatte dadurch, daß er die Städtebünde in (Dber=
Italien gegeneinander ausspielte, hier einen Zustand friedlichen Gleichge¬
wichts geschaffen, der den Päpsten nicht gestattete, eine starke gegenkaiserliche
jJartei zu bilden. So war die Lage, als in Sizilien kurz nacheinander Roger,
der Sohn Tankreds, und König Tankred selbst starben, Tankred am
22. Februar 1194. Tankreds Sohn Wilhelm, der einzige Überlebende
des Königshauses, war dreijährig: das Reich harrte des staufischen (Erben.
Kaiser Heinrich zog im Sommer 1194 durch Jtalien, zerstörte Salerno,
eroberte Rpulien. Heinrich von Kalden schlug die Sizilianer bei (Tatania
und stürmte Syrakus. Hm 20. Uovember zog der Kaiser in den palermi-
tanischen Wunderpalast der Uormannenkönige ein. Über das Land und
Tvt. Kaiser früher zu trotzen gewagt, erging nach anfäng¬
licher Milde ein furchtoares Strafgericht. Bischöfe, Grafen, Barone wurden
geblendet, gespießt, verbrannt, lebendig begraben, im günstigsten Falle nach
Deutschen Burgen in Gewahrsam gebracht; auch der junge König Wilhelm
tvurbe schließlich geblendet nach hohenems geführt, die Königin Sibnlla
nach hohenburg im Elsaß. Rls Despot führte sich Heinrich in Sizilien
ein, während feine Gemahlin ihm nach neunjähriger unfruchtbarer (Ehe
am 26. September 1194 einen Knaben gebar, den späteren Kaiser
Friedrich II.
Heinrich stand im ersten Gipfelpunkte seiner Macht und feines Glückes.
(Er hatte sich losgelöst von jener verstrickenden Unterstützung der deutschen
Fürsten, der sein Vater niemals entronnen war; ohne Rücksicht auf den
ohnmächtigen Papst in Rom gebot er über das Schicksal seiner Länder.
°en Ministerialen bes Reiches, bereit goldene Jahre jetzt eintreten,