Full text: Aus der deutschen Geschichte bis zum Ausgange des Mittelalters (Teil 1)

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Die Verzweiflung erhöhte die Kraft des (Botenheeres, aber auch die 
Römer leisteten, obgleich sie sahen, daß der Feind wie im Wahnsinn focht, 
mutigen widerstand, denn sie schämten sich, vor der geringen Zahl der 
Feinde das Feld zu räumen. So stürmten beide Teile wutentbrannt auf 
einander ein, die einen, um -en Tod zu suchen, die andern, um den Lohn 
ihrer Tapferkeit zu gewinnen. Hm Morgen begann die Schlacht. Hllen 
sichtbar, den Schild vorhaltend und die Lanze zum Stoße vorgestreckt, stand 
Teja, Freund und Feind sichtbar, vor seinem Schlachthaufen, wenige 
waffengenossen waren ihm zur Seite. Rls die Römer den König erblickten, 
meinten sie, der Kampf werde sogleich ein Ende nehmen, wenn der Führer 
falle. Daher drangen die Mutigsten in großer Menge auf ihn ein. Lanzen 
wurden gegen ihn geschwungen und Wurfgeschosse geschleudert, aber stand¬ 
haft fing Teja mit dem deckenden Schilde alle Speere auf und stürzte dann 
wieder plötzlich hervor, eine Menge der Feinde erlegend, war der Schild 
voll von darin haftenden Speeren, so gab er ihn seinen Schildträgern und 
ergriff einen andern. 
So hatte der Held ununterbrochen den dritten Teil des Tages ge¬ 
stritten. (Eben wurde der von zwölf Speeren starrende Schild seinem Rrme 
zu schwer, und er vermochte ihn nicht mehr nach Belieben zu bewegen noch 
die Angriffe damit zurückzuweisen. (Eilig rief er daher einen seiner Schild¬ 
träger herbei. Rber er verließ seine Stellung nicht, er wich nicht um eines 
Fingers Breite zurück, ließ die Feinde nicht anrücken, noch lehnte er seinen 
Rücken auf den Schild oder wandte er sich zur Seite, sondern aufrecht, als 
wenn er mit dem Boden zusammengewachsen wäre, stand er, den Schild in 
der Linken vorhaltend und den Rngrtff abwehrend, mit der Rechten aber 
Tod den Feinden bringend. So rief er seinen Waffenträger beim Hamen. 
Der (Berufene reichte sofort einen anderen Schild, und der König vertauschte 
alsbald den von Wurfgeschossen beschwerten Schild mit dem neuen. Hur 
einen Augenblick blieb dabei seine Brust unbedeckt, und in diesem Rügen- 
blicke traf ihn ein Wurfspeer und tötete ihn auf der Stelle. Die Römer 
schnitten der Leiche das Haupt ab, steckten es auf eine Lanze und zeigten 
es, indem sie es hoch erhoben und herumtrugen, beiden Heeren. Um so 
zuversichtlicher, hofften sie, würden die Ihrigen vorgehen, die (Boten aber 
würden alle Hoffnung sinken lassen und die Waffen niederlegen. Rber auch 
setzt gaben die (Boten den Kampf noch nicht auf. Bis in die Rächt stritten 
sie fort, obwohl sie wußten, daß ihr König tot war. 
Die Rächt trennte endlich die Kämpfenden; aber an derselben Stelle 
harrten beide Heere bewaffnet aus, und sobald am anderen Tage das erste 
Licht den Himmel rötete, erhoben sie sich wieder gegeneinander und kämpften 
bis zur Rächt, trotzig entschlossen, nicht zu weichen, nicht zu fliehen oder 
nur zurückzugehen, obwohl auf beiden Seiten viele Krieger erschlagen zu 
Boden sanken. Don grimmiger Wut entflammt, setzten sie den Kampf 
weiter fort, denn den (Boten war es klar, daß sie ihren letzten Kampf be¬ 
standen, und die Römer hielten es für schimpflich, hinter ihren ©egneru 
zurückzustehen. 
Endlich sandten die (Boten einige ihrer angesehensten Männer zu Rar- 
ses und ließen ihm kund tun, sie sähen ein, daß sie wider den willen 
(Bottes den Kampf führten. Sie fühlten seine strafende Gewalt und gäben 
sich, nachdem sie noch einmal alles Unglück sich vergegenwärtigt hätten, 
daß ihnen zugestoßen sei, keiner Täuschung mehr über das ihnen bestimmte
	        
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