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ich werde dich nicht verraten, so lange ich dich zu verheimlichen vermag."
weiter sagte Rdalgis: „So bitte ich denn, o Freund, setze mich heute, wenn
der König speist, an das Ende eines der Tische und sorge, daß alle Knochen,
die vom Tische entfernt werden sollen, sei es, daß sie von Fleisch entblößt
oder noch damit bedeckt sind, mir vorgesetzt werden." Der Freund ant¬
wortete ihm: „Ich werde tun, wie du es wünschest." Denn ihm selbst fiel
die Rufgabe zu, die Speisen auf den Tisch des Königs zu setzen. Rls
nun die Stunde des (Essens gekommen war, tat jener, wie man ihm gesagt
hatte. Rdalgis aber zerbrach alle Knochen und atz das Mark heraus,
gleichwie der Löwe zu tun pflegt, der seine Beute verzehrt, dann warf
er sie unter den Tisch zu einem großen Haufen zusammen. Darauf erhob
er sich und ging davon vor den übrigen. Rls abier der König von der,
Tafel aufstand und dea Haufen Knochen, der unter dem Tische lag, gewahr
wurde, fragte er: „wer um Gottes willen hat so viele Knochen zerbrochen?"
RUe antworteten, sie wüßten es nicht, nur ein einziger Mann sprach:
„3ch sah hier einen starken Kriegsmann sitzen, der alle die Knochen von
Hirschen, Bären und Ochsen zerbrach, als wären es Halme." Sogleich
wurde jener Mann herbeigerufen, der die Speisen vor den König setzt.
Der König forschte: „wer und woher war jener Krieger, der an diesem
Platze saß und beim Tssen alle diese Knochen zerbrach ?" Der antwortete:
„Ich weiß nicht, o Herr." „Bei der Krone meines Hauptes," rief der
König, „Du weißt es." Rls aber der Mann sich entdeckt sah, geriet er
in Furcht und schwieg.
(Es ahnte jedoch der König, daß Rdalgis jener Kriegsmann gewesen
sei. Darum geriet er in Zorn. Leid tat es ihm, daß jener ungestraft
davon gekommen wäre, und er sagte zu den Seinen: „wohin entwich er?"
(Einer antwortete ihm: „Ruf einem Schiffe kam er, o Herr, und ich denke,
er wird auf diesem wieder davon fahren." (Ein anderer von den Mannen
des Königs fragte: „willst du, o Herr, daß ich jenen verfolge und töte?"
„Ruf welche weise?" fragte Karl. „Gib mir deine Rrmringe!" sagte
jener, „damit will ich ihn berücken." (Es gab aber der König dem Mann
seine goldenen Rrmspangen, und dieser machte sich auf die Verfolgung, den
Rdalgis zu töten.
Schnell eilte nun jener Mann zu Lande hinter ihm her, bis er ihn
einholte, und als er ihn von ferne erblickte, rief er ihn bei seinem Hamen.
Da jener antwortete, erzählte er ihm, daß Karl ihm seine goldenen Rrm¬
ringe sende und schalt ihn, daß er sich heimlich entfernt habe. Zugleich
bat er, jener möchte sein Schiff ans Ufer lenken. Sofort näherte sich jener
mit seinem Fahrzeuge dem Ufer. Rls er aber ganz nahe war und sah,
daß die Gabe ihm auf der Spitze einer Lanze dargereicht werde, erkannte
er sogleich die Gefahr, die ihm drohte. Rasch warf er den Panzer über,
und indem er zur Lanze griff, rief er: „wenn du mit einer Lanze mir die
Gabe reichst, werde ich sie auch mit der Lanzenspitze empfangen, wenn
übrigens dein Herr mir in arger List Geschenke sendet, damit du mich zu
töten vermagst, so will ich nicht geringer erscheinen als er. Darum will
auch ich ihm meine Gabe bieten." (Er gab ihm darauf seine Rrmspangen,
damit er sie dem König Karl als Gegengabe bringe.
Darauf kehrte jener, getäuscht in seiner Hoffnung, zurück. Rls er nun
dem Könige Karl des Rdalgis Rrmspangen brachte, zog dieser sie sogleich
an, aber sie fielen ihm bis auf die Rchseln zurück. Da rief Karl aus: