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die Kölner Straßenluft gebrauchten und als Eau de Cologne
in Paris in die vornehme Welt einführten.“ Ein großer Teil
der rheinischen Bevölkerung hatte sich mit den bestehenden
Verhältnissen recht bald ausgesöhnt; ein anderer Teil aber
sehnte sich um so stärker nach der Zugehörigkeit zum deutschen
Vaterlande zurück.
Schon das Jahr 1811 zeigte in den Rheinlanden und in
allen französischen Ländern zwischen Rhein und Elbe große
Unzufriedenheit. „Die Gärung,“ so schrieb gegen Ende
des Jahres Hieronymus Bonaparte nach Paris, „ist auf dem
höchsten Gipfel angekommen; die törichtsten Hoffnungen
werden unterhalten und mit Begeisterung gepflegt: man stellt
sich das Beispiel Spaniens vor Augen, und wenn der Krieg
zum Ausbruch kommt, werden die Gebiete zwischen Rhein
und Oder der Herd eines gewaltigen Aufstandes werden. Die
mächtigste Ursache dieser Bewegung ist nicht allein der Haß
gegen die Franzosen und die Ungeduld, das fremde Joch zu
tragen; sie liegt viel stärker noch in dem Unglück der Zeiten,
dem Ruin aller Klassen, in der Ueberbürdung mit Auflagen,
Kriegssteuern, Unterhaltung der Truppen, Durchmärschen und
Quälereien aller Art, die sich ohne Unterlaß wiederholen. Die
Verzweiflung der Völker, welche nichts mehr zu verlieren
haben, ist zu fürchten.“ Als im Jahre 1812 Napoleon jene
furchtbare Niederlage in Rußland erlitten hatte und
zur Erneuerung seiner Truppen auch in den Rheinlanden
eine scharfe Aushebung anordnete, entstand unter den davon
betroffenen jungen Leuten im Bergischen, in Trier und an
anderen Orten ein Aufstand; das französische Wappen wurde
niedergerissen, die Regiehäuser, Steuerempfangs- und Ver¬
waltungsämter wurden zerstört. Von den Franzosen aber
wurde dieser Aufstand rasch unterdrückt.
Der Aufruf Friedrich Wilhelms III. vom 3. Febr.
1813 zur Abschüttelung der Fremdherrschaft zündete auch in
den Rheinlanden, wo Görres in seinem „Rheinischen Merkur“
eifrig den Krieg gegen die Fremdherrschaft gepredigt hatte.
Mit Freuden begrüßte man die Siege der Verbündeten über
Napoleon, dessen Macht nun gebrochen war, und mit Sehn¬
sucht erwarteten viele die baldige Erlösung vom Joche des
Korsen.