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Für die Fortbildung der Schüler bestehen zahlreiche
Fortbildungsschulen. Hülfsschulen dienen dem Unterricht und
der Erziehung Schwachbegabter Schüler, und Mittelschulen
in größeren Städten führen den Lehrplan der Volksschulen
weiter aus. Zahlreiche Fachschulen dienen den gewerblichen
Berufen und der Landwirtschaft. Jülich hat eine Unteroffizier¬
schule. Acht Taubstummenanstalten und die Blindenanstalt
in Düren übernehmen die geistige Ausbildung der Viersinnigen.
Das Fürsorgeerziehungsgesetz übt auch in der Rheinprovinz
schon seine Wirkung aus. 2043 minderjährige Kinder waren
am 1. April 1903 in besonderen Anstalten oder Familien
untergebracht.
Auch das höhere Schulwesen der Rheinprovinz
ist wohl geregelt. 51 Gymnasien und Progymnasien bereiten
auf höhere wissenschaftliche Studien vor, und 93 Realschulen
der verschiedenen Art dienen vorwiegend praktischen Berufen
zur Vorbildung. In Bensberg ist eine Kadettenanstalt, und
zahlreiche höhere Knabenschulen in kleineren Städten und
I* lecken dienen den Gymnasien als Unterbau. Nach regem
Wettbewerb der Städte Düsseldorf, Duisburg, Köln und Bonn
erstand 1818 die Universität Bonn, an der 184 Dozenten
lehren; die Zahl der Studenten beträgt beinahe 3000. Mit der
Universität Bonn ist die „Landwirtschaftliche Akademie" in
Poppelsdorf verbunden. Das Polytechnikum in Aachen hat
400 Studierende. Eine Schöpfung jüngster Zeit ist die Handels¬
hochschule und die Akademie für praktische Medizin in Köln.
Außer den an anderer Stelle mehrfach genannten Gelehr¬
ten, die die Rheinprovinz zu den Ihren zählt, seien hier noch zwei
neuere Geschichtsschreiber genannt: H. v. S y b e 1 (1817—1895,
— „Die Begründung des deutschen Reiches durch Wilhelm 1“
und „Geschichte der Revolutionszeit von 1789—1800“), dessen
Wiege 1817 in Düsseldorf stand und der Freiburger Professor
Fr. X. K r a u s — 1840 — 1901 — („Altchristliche Inschriften
der Rheinlande“, „Kunstgeschichte“, „Dante, sein Leben und
seine Werke“, „Cavour“), dessen Heimat Trier ist.
Au den Wirren und Kämpfen, die im 19. Jahrhundert die
katholische Kirche zu bestehen hatte, war auch die Rhein¬
provinz beteiligt. In den zwanziger und dreißiger Jahren
machte der sogenannte Hermesianismus in der katho¬
lischen Kirche hier am Rhein viel von sich reden ; sein Be-