Full text: Geschichte des Dreißigjährigen Krieges

Erster Teil. Zweites Buch. 135 
gleich war, bort bet Spitze bet kaiserlichen Armeen wegzn- 
reißen. Pater Josef, mit bem Kutfütsten von Bayern 
einverstanben, unternahm es, bie Unentschlossenheit bes 
Kaisers zu besiegen, ber von ben Spaniern unb bem gan¬ 
zen Kurfürftenrate wie belagert war. Es würbe gut ge¬ 
tan sein, meinte er, ben Fürsten in biefem Stücke zu 
Gefallen zu leben, um besto eher zu ber römischen Königs¬ 
wahl seines Sohnes ihre Stimme zu erhalten. Würbe 
nur bieser Sturm erst vorüber sein, so fänbe sich Wallen- 
ftein aisbann schnell genug toieber, um seinen vorigen 
Platz einzunehmen. — Der listige Kapuziner war seines 
Mannes zu gewiß, um bei biesem Trostgrunbe etwas 
zu wagen. 
Die Stimme eines Mönchs war für Ferbmanb II. 
bie Stimme Gottes. „Nichts auf Erben", schreibt fein 
eigener Beichtvater, „war ihm heiliger als ein Priester- 
liches Haupt. Geschähe es, pflegte er oft zu sagen, baß ein 
Engel unb ein Orbensmann zu einer Zeit unb an einem 
Orte ihm begegneten, so würbe ber Orbensmann bie erste 
unb ber Engel bie zweite Verbeugung von ihm erhalten." 
Wallensteins Absetzung würbe beschlossen. 
Zum Dank für biefes fromme Vertrauen arbeitete 
ihm ber Kapuziner mit solcher Geschicklichkeit in Regens¬ 
burg entgegen, baß feine Bemühungen, bem König von 
Ungarn bie römische Königswürbe zu verschaffen, gänzlich 
mißlangen. In einem eigenen Artikel bes eben geschlosse¬ 
nen Vertrags hatten sich bie französischen Minister im 
Namen bieser Krone verbinblich gemacht, gegen alle 
Feinbe bes Kaisers bie vollkommenste Neutralität zu 
beobachten — währenb baß Richelieu mit bem Könige von 
Schweben bereits in Traktaten ftanb, ihn zum Kriege auf¬ 
munterte unb ihm bie Allianz feines Herrn aufbrang. 
Auch nahm er biefe Lüge zurück, fobalb sie ihre Wirkung 
getan hatte, unb Pater Joses mußte in einem Kloster 
bie Verwegenheit büßen, feine Vollmacht überschritten zu 
haben. Zu spät würbe Ferbinanb gewahr, wie sehr man
	        
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