Erster Teil. Zweites Buch. 167
fahr, und diese Besorglichkeit wurde durch seinen Minister
von'Schwarzenberg, der einen heimlichen Sold von dem
Kaiser zog, auss höchste getrieben. Unterdessen näherten
sich die schwedischen Truppen Berlin und der König nahm
bei dem Kurfürsten seine Wohnung. Als er die furcht¬
same Bedenklichkeit dieses Prinzen wahrnahm, konnte er
sich des Unwillens nicht enthalten. „Mein Weg geht auf
Magdeburg", sagte er, „nicht mir, sondern den Evange¬
lischen zum Besten. Will niemand mir beistehen, so nehme
ich sogleich meinen Rückweg, biete dem Kaiser einen Ver¬
gleich an und ziehe wieder nach Stockholm. Ich bin ge¬
wiß, der Kaiser soll einen Frieden mit mir eingehen, tote
ich ihn immer nur verlangen kann — aber geht Magde¬
burg verloren und ist der Kaiser der Furcht vor mir
erst entledigt, so sehet zu, tote es euch ergehen wird." Diese
zu rechter Zeit hingeworfene Drohung, vielleicht auch der
Blick auf die schwedische Armee, welche mächtig genug
war, dem Könige durch Gewalt zu verschaffen, was man
ihm auf dem Wege der Güte verweigerte, brachte end¬
lich den Kurfürsten zum Entschluß, Spandau in seine
Hände zu übergeben.
Nun standen dem König zwei Wege nach Magde¬
burg offen, wovon der eilte gegen Abend durch ein er¬
schöpftes Land und mitten durch feindliche Truppen
führte, die ihm den Übergang über die Elbe streitig machen
konnten. Der andere gegen Mittag ging über Dessau oder
Wittenberg, wo er Brücken sand, die Elbe zu passieren,
und aus Sachsen Lebensmittel ziehen konnte. Aber dies
konnte ohne Einwilligung des Kurfürsten von Sachsen
nicht geschehen, in welchen Gustav ein gegründetes Mtß-
trauen setzte. Ehe er sich also in Marsch setzte, ließ er
diesen Prinzen um einen freien Durchzug und um das
Nötige sür seine Truppen gegen bare Bezahlung ersuchen.
Sein Verlangen wurde ihm abgeschlagen und keine Vor¬
stellung konnte den Kurfürsten bewegen, seinem Neutralt-
tätssystem zu entsagen. Indem man noch im Streit dar-