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ÜUie Wohl einem jeden Schriftsteller bei seiner Tätigkeit ein be¬
stimmter Leserkreis vor Augen steht, an den er sich zunächst wendet und für
dessen geistige Bedürfnisse er sorgen will, so dachte ich bei Abfassung dieses
Handbuches an den jungen Lehrer,^ der .sich nach ;einem Leitfaden für seine
Tätigkeit in der Schnle wie für ferne methodische Ausbildung umsieht. Wer
mitten im regen Leben einer Großstadt steht, dem trägt die Hochflut lite¬
rarischer Bewegung auch auf dem ^Gebiete des Geschichtsunterrichts gar
manches zu'; Zeitungsartikel, Broschüren, gehaltene und ungehaltene Vorträge
und Lehrproben geben vielfach Anregung und reizen zum Nachdenken und
m Versuchen an. Aber gar schnell entschwindet der neue Gedanke im Drängen
der Erscheinungen, und es ist auch dem Strebsamen nicht leicht, aus der
Masse oer Einzelheiten ein bleibendes Ergebnis zu retten. Wer aber in der
Kleinstadt, auf dem Lande, nur auf;sich oder einen eng begrenzten Kreis von
Berufsgenossen angewiesen, durch äußere Verhältniße zu einer oft uner¬
wünschten Beschränkung in der Lektüre genötigt ist, der steht ratlos vor dem
gewaltigen"Verzeichnis von Büchertiteln, die ihm bei feiner Frage nach Hilfs¬
mitteln für sein Studium, für die Vorbereitung zu Prüfungen, für geforderte
oder freie schriftliche Arbeiten genannt werden. Gar leicht erlahmt dann das
Streben, und die begeisterte freie Tätigkeit sinkt zum handwerksmäßigen Be¬
triebe herab. Und doch bedürfen wir gerade heute der Begeisterung, oer An¬
regung, eines festen Zieles und klar erkannten Weges, wenn wir im Geschichts¬
unterrichte nicht nur für die Schule, sondern für das Leben arbeiten wollen.
Der Hoffnung aber, daß diese Arbeit Früchte bringe, daß sie zur Heranbil¬
dung eines königstreuen und vaterlandsliebenden Geschlechtes beitrage, wird
sich oer Lehrer an den — vielfach äußerlich so ungünstig gestellten — Land-
und Kleinstadtschulen vielleicht eher hingeben können als der mit weit besseren
Hilfsmitteln arbeitende Lehrer der Großstadt, wo die Übermacht gesellschaft¬
licher Zustände nur zu oft den erziehlichen Einfluß lahm legt.
Durch eine Reihe von Jahren war es meine Ausgabe, Seminaristen in
die Lehrtätigkeit einzuführen; als Leiter großer Schulkörper, als Schulauf¬
sichts-Beamter hatte und habe ich Gelegenheit, Schulen und Lehrer ver¬
schiedener Art kennen zu lernen. Was ich nun in diesen Stellungen auf dem
Gebiete des Geschichtsunterrichts an anderen und mir erfahren und erprobt
habe, biete ich in diesem Handbuche den Lehrern dar. Im ersten Bande, in
der „Methodik des Geschichtsunterrichts", versuchte ich eine Zusammenstellung
dessen zn geben, was sich als Bleibendes aus den verschiedenen Strömungen
in unsern Seminaren und Schulen Eingang verschafft hat; er soll, nament¬
lich für den jüngeren Lehrer, ein Nachschlagebuch fein, das ihm über die ver¬
schiedenen. Fragen in diesem Uriterrichtsgegenstanoe Auskunft gibt, ein Leit¬
faden für die Vorbereitung auf die Prüfungen und endlich eine Stoffsamm¬
lung für Vorträge und fchrifthdje^Arbeiten.
Der zweite Band bietet einen ausgearbeiteten Lehrgang für den Unter¬
richt in der brandeuburgisch-preußischen Geschichte. Zum größten Teile sind
diese Lehrproben unmittelbaraus der Praxis hervorgegangen; sie sind zu
einer Zeit entstanden, da ich den Geschichtsunterricht in verschiedenen Schulen
und Klassen erteilte. Sie sollen zunächst einem rein praktischen Zwecke dienen:
ein Vorbereitungsbuch für den Anfänger im Unterrichten fein. Daher will