— 5 — 
— „Meinetwegen!" schrie der Steinklopfer und legte sich einen 
großen runden Feuerstein zurecht. „Sieh, wenn das unser römi¬ 
scher Kaiser und unser römisches Reich wäre, —" er holte mit dem 
Hammer zum Hiebe aus, — „sieh, so würde ich sie zerschmettern!" 
— Und er zerschlug den Stein mit einem gewaltigen Schlag, daß 
die Splitter weit umhersprangen. 
Der Reiter blickte ihn voll Schrecken an. „Na, du, daß dich 
keiner hört!" — Und er blickte um sich. 
— „Meinetwegen!" schrie der Steinklopfer wieder. „Um gar 
keinen von uns ist schade!" schrie er. „Eine elende Bande, mise¬ 
rables Gesindel sind wir alle miteinander; so schön manche von uns 
gekleidet und gekämmt sind, so fein sie duften, taugen tut keiner 
was, gar keiner! Jeder stiehlt, so viel er kann, um schnell noch reich 
zu werden und sich ein paar gute Tage zu machen. Jeder denkt: 
beeilen wir uns, wer weiß, wie lange die Herrlichkeit noch dauert! 
— Was tun unsere Beamten? Faulenzen und stehlen. Und wir 
armen Teufel müssen arbeiten und schwitzen. — Was tun unsere 
Generäle? Gut essen und trinken, stehlen, faulenzen —" 
— „Und davonlaufen, wenn der Feind kommt!" sprach lachend 
der Reiter. 
— „Und unsere feinen Herren und Damen? Gott den Tag 
stehlen, gähnen, sich ankleiden, auskleiden, essen, trinken, schlafen, sich 
vormittags aufs Mittagessen freuen und nachmittags sich nach dem 
Essen den Mund wischen und Jbie Zähne stochern und spazieren¬ 
fähren. Schade ist um gar keinen von denen, um gar keinen! Sieh, 
da droben wohnt auch so einer!" 
Und er deutete mit dem dicken kurzen Daumen, der weiß wyr 
vom Kalkstaub, hinauf nach dem Landhause, das noch immer still 
mit geschlossenen Fensterläden dastand ohne eine Rauchwolke am Dache, 
als habe es wie ein Toter die Augen geschlossen und zu atmen 
aufgehört. 
„Das ist so einer. Mit allem hat er gehandelt, mit Vieh, 
mit Getreide, mit Bauerngütern, mit Waldungen und Holz, mit 
Steinen, mit Menschen, — alle hat er betrogen und ist durch den 
Betrug reich geworden. Tausende hat er arm und elend gemacht, 
damit er allein glücklich und fröhlich sein kann. Und mit dem Gelde 
kaufte er sich hier die Wälder und baute den Palast dort auf die 
Anhöhe und führt jetzt ein Faulenzerleben wie die andern. Heim 
nach Rom getraut er sich nicht. Dort fürchtet er, wir Sklaven könn¬ 
ten ihm den Hals umdrehen. Aber andere werden kommen, andre!
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.