Full text: Bilder aus Frankens Vergangenheit

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bürgerliche Schützen auf Vorposten und bald fing das Schießen hin und 
wieder an. 
Die Franzosen waren aber zu gut schon unterrichtet, umgingen den 
Berg, kamen in flanken, die Infanterie drang von oben durch die Wein¬ 
berge, die Kavallerie mit Infanterie und Kanonen auf der Straße vor¬ 
wärts. Ich konnte also nichts mehr nützen und hatte nur persönliche Mi߬ 
handlungen zu gewärtigen, indem man bei der Bauernbewaffnung mei¬ 
stens die Beamten in Verdacht hatte. Ich suchte noch in Eile mein (Eigen¬ 
tum gegen Einbruch zu sichern, fuhr sonach mit dem Stadtschreiber und 
Familie über den Main und mußte unser Vermögen an Möbeln seinem 
Schicksale überlassen. 
Dem zweiten übersetzenden Nachen folgten schon Kugeln, die Ka¬ 
nonen donnerten und in Zeit einer Viertelstunde waren die Franzosen 
in Gbernburg. Der unter den Einwohnern durch das Schießen und durch 
die mit gezücktem Säbel einhersprengenden Ehasseurs verbreitete Schrecken 
ward zur Verzweiflung verwandelt, als die Infanterie von etwa 200 bis 
300 Mann Türen und Fenster einzuschlagen, Schränke und Kisten in den 
Däusern aufzusprengen und alles zu plündern anfing, dabei noch mit 
Raserei das Bajonett auf die Brust setzte um Geld zu erpressen. Schrecklich 
raste und hauste diese Schurkenbande und die Verheerung würde noch 
größer sein, wenn nicht die gegen Wörth gerittenen Ehasseurs mit der 
Nachricht zurückgesprengt wären, daß mehrere Völker im Anmarsche 
wären (welches die Bauern von Wörth, Crennfurt und Landenbach 
waren) und also den schleunigen Rückzug veranlaßten mit der von den 
Räubern zurückgelassenen Bedrohung, den Abend wiederzukommen und 
den Ort anzustecken. Ein 60 jähriger Bürger und ein Bursche, der von 
seinem pflüge fliehen wollte, wurden erschossen und zusammengehauen. 
Meine Möbel waren zerschlagen und so ausgeplündert, daß mir und meiner 
Familie nicht einmal ein Kinderstrumpf übrig blieb. Der Schaden berech¬ 
nete sich in Gbernburg auf 40^5 fl., in Großwallstadt auf 260\ fl. und in 
Niedernberg auf 2^36 fl." 
3. Amt Alzenau. 
,,Alzenau hat durch die am \6. Juli erschienenen ersten Franzosen 
viele Gelderpressungen erlitten. Für den kommandierenden General 
wurden zwei Pferde verlangt, die in Assignaten bezahlt wurden. Der 
General Collo rückte am \7. mit der Avantgarde in der Gegend ein und 
in das dort geschlagene Lager mußte sogleich Fonrage, Brot, Fleisch, 
Wein, Branntwein und Bier geschafft werden. Die Kavallerie beritt 
alle umherliegenden Orte und erpreßte in diesem ^0, in jenem 20 und von 
anderen mehrere Karolins. Das Fußvolk drang in fjäuser und Keller 
und schleppte, was es bekam, in das Lager. Der General Collo nahm 
fein Quartier im herrschaftlichen Schlosse zu Alzenau. Alle Pferde im 
Vogteibezirke mußten vorgeführt werden, von welchen acht der besten
	        
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