Full text: Bilder aus Frankens Vergangenheit

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herabzureißen, mit mächtigen Balken mit eisenbeschlagener Spitze, den 
Mauerbrechern, das Tor einzustoßen. Dort klettern behende Gesellen 
auf rasch angelegten Leitern zur Mauerkrone hinan. Doch die Burgleute 
sind wachsam. Krachend stürzen die weggestoßenen Leitern mit allen 
Knechten, die darauf stehen, hinunter am jähen Fels in die fürchterliche 
Tiefe. Inzwischen donnern die Rammhölzer ohne Unterlaß wider das 
Tor. Mit lautem Krachen splittert es endlich unter den gewaltigen Stößen. 
Durch die Lücke dringen die Angreifer in den Zwinger, den die Verteidiger 
fechtend räumen. Hinter dem letzten Burgmann schließt sich das Tor zum 
inneren Burghof. Aus der pechrtase darüber ergießt sich siedendes Pech 
auf die Feinde, wieder fliegen die Pfeile und schmettern Steine aus den 
Scharten des Torturmes. 
Doch auch das zweite Tor wird eingestoßen. Noch hemmt das her¬ 
niedersausende eiserne Fallgatter, das im Fallen einige Belagerer er¬ 
schlägt, den wütenden Ansturm, doch nicht für lange Zeit. 
Die Burgbewohner haben sich in den Bergfried, ihre letzte Zuflucht, 
geflüchtet. Dort ist Speise und Trank aufgespeichert, dort stöhnen die 
verwundeten, dort jammern Frauen und Kinder und fluchen Ritters¬ 
knechte und Knappen. Hier harrt nun die ganze Burgbevölkerung des 
letzten Kampfes, denn auch dem trutzigsten aller Türme rücken die Feinde 
zu Leibe. — 
von der Spitze tönt wieder das Born des Wächters, aber diesmal in 
langen Zügen. Was gibt es? Hilfe naht. von ferne schon schwenken 
die ankommenden Heiter fröhlich die Fahrten. (Ein braver Bauersmann 
rief sie herbei von den Burgen Gemünden und Rieneck. Mit frischem 
Kampfesruf werfen sie sich auf die Feinde und machen sie unschädlich. 
Jubelnd grüßen die Burgleute ihre Befreier. Das war Rettung zu rechter 
Zeit! — 
Zur Frie denszeit auf der Burg. 
„Der tag der schinet in den sal, 
wol uf ritter liberal, 
Wol uf, es ist tag!" 
So klingt in hellen Tönen der Gesang des Burgwächters von der 
Turmesspitze beim Morgengrauen. Der Wachtposten auf der Ringmauer 
antwortet: 
„Gevatter nimm die Tagewacht, 
vorbei ist mine wacht der Nacht!" 
Nun wird's lebendig in den Räumen der Burg. Dienstmänner und 
Knappen kommen aus dem Mittelturm. Mit großer Anstrengung winden 
sie aus dem 80 m tiefen Brunnen Wasser herauf, das man in die Bade¬ 
stube unter der Küche, in die Wohnung und in die Ställe bringt. Aus der 
Küche steigt schon längst Rauch empor; man kocht Wassersuppe mit Brot 
und bereitet das Wasser für das tägliche Bad der Rittersleute.
	        
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