Full text: Bilder aus Frankens Vergangenheit

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wer sein Weib außer dem Adel nahm,,, 
wer einem das Seine beschädigte, 
wer außerehelich geboren war, 
wer als Adeliger Kaufmannschaft wie ein Bürgerlicher trieb, 
wer nicht beweisen sonnte, daß er oder seine Litern turnierten. 
wer gegen eines oder mehrere der vorgeschriebenen Stücke ver¬ 
stößt, dessen Roß und Zeug soll verloren und verfallen sein, auch soll er 
von 'allen Fürsten, Grafen, Rittern und Knechten, Frauen und Jung¬ 
frauen verachtet und verschmäht werden. Richt wenige tiaf dieses Los. 
Laut ertönt pausen» und Trompetenschall. Die Turnierteilnehmer, 
die erst eine Messe angehört haben, nahen im festlichen Zuge. Die tur¬ 
nierenden Ritter tragen die Lisenrüstung. Aus Ringen bestehende Lisen- 
hosen decken die Beine, die aus (Eifenringen kunstvoll geflochtene Brünne, 
die wie Silber glänzt und Ärmel, Handschuhe und Kapuze besitzt, schützt 
die Brust. Darüber wird der ärmellose Waffenrock als Prachtkleid aus 
kostbarem Stoff gezogen. Um den Leib ist das zweischneidige Schwert 
gegürtet, am linken Arm hängt der mit (Bauplatten beschlagene drei¬ 
eckige Schild, auf den das Wappen des Ritters gemalt ist. Kopf und Hals 
werden von dem großen Turnierhelm bedeckt; über das Gesicht fällt das 
visier herab; den Helm schmückt die Zimier. )n der Rechten ruht die 
starke Turnierlanze. 
Die Schranken öffnen sich; die Ritter reiten in die Bahn und halten 
einen feierlichen Umzug. Dann ordnen sich die Scharen auf zwei Parteien. 
Auf ein Zeichen stürzen die geharnischten Männer in voller Karriere 
aufeinander los. Die gepanzerten Streithengste wiehern vor Kampfes¬ 
lust. Trompeten schmettern. Schilde klirren. Lanzen splittern. Da¬ 
zwischen tönt der Schmerzensschrei der verwundeten und das Stöhnen der 
vom Rosse Gestürzten ruft die Knappen herbei, welche die Gefallenen 
aus dem Kampfe bringen. 
Die Sieger erhalten nach (Einstellung der Feindseligkeit die aus¬ 
gesetzten preise. Auch Linzeikämpfe finden statt, tvobei^die Gegner mit 
dem stumpfen Speere in wuchtigem Zusammenprall einander aus dem 
Sattel zu heben suchen. — 
Das ritterliche Spiel ist zu (Ende. Bei der preisverteilung gibt die 
Frau von Henneberg den Dank dem Grafen Heinrich von Fürstenberg 
von den Schwaben, 
die Frau von weinsberg Herrn Thesserus von Fraunhofen von den 
Bayern, 
die Frau von Schwarzenberg Bleickher Landschadt von den Franken, 
die Frau von Lichtenstein Hanns von Fersheimb von den Rheinländern, 
wenn die schönen Tage vorüber sind, verlassen die Ritter die gast¬ 
liche Stadt und ziehen heim in die einsame Burg auf Bergeshöhe. Dort 
erzählen sie noch lange den )hren vom Stechen zu Würzburg.
	        
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