8. Aus Achtes „Reben an die deutsche Nation" 9 
tapfere Tat zum Offizier erwählt werden, ohne vorher Portepeefähnrich 
gewesen zu sein, wenn er dabei von guter Aufführung und die tapfere 
Tat mehr als eine gewöhnliche ist. 
Friedrich Wilhelm. 
8. Bus Fichtes „Heben an die deutsche Kation".1) 
1. wird unser äußeres wirken in hemmende Fesseln geschlagen, 
laßt uns desto kühner unsern Geist erheben zum Gedanken der Freiheit, 
zum Leben in diesem (Bedanken, zum wünschen und Begehren nur die¬ 
ses einigen. Laßt die Freiheit auf einige Seit verschwinden aus der sicht¬ 
baren Welt: geben wir ihr eine Zuflucht im Innersten unserer Gedanken 
so lange, bis um uns herum die neue Welt emporwachse, die da Kraft 
habe, diese Gedanken auch äußerlich darzustellen. Machen wir uns mit 
demjenigen, was ohne Zweifel unserem Ermessen frei bleiben muß, mit 
unserem Gemüte, zum vorbilde, zur Weissagung, zum Bürgen desjeni¬ 
gen, was nach uns Wirklichkeit werden wird. Lassen wir nur nicht mit 
unserem Körper zugleich auch unseren Geist niedergebeugt und unter¬ 
worfen und in die Gefangenschaft gebracht werden! 
Fragt man mich, wie dies zu erreichen fei, so ist darauf die einzige, 
alles in sich fassende Antwort diese: wir müssen eben zur Stelle werden, 
was wir ohnedies sein sollten, Deutsche, wir sollen unsern Geist nicht 
unterwerfen: so müssen wir eben vor allen Dingen einen Geist uns an¬ 
schaffen und einen festen und gewissen Geist,- wir müssen ernst werden 
in allen Dingen und nicht fortfahren, blos leichtsinnigerweise und nur 
zum Scherze dazusein; wir müssen uns haltbare und unerschütterliche 
Grundsätze bilden, die allem unserem übrigen Denken und unserem han¬ 
deln zur festen Richtschnur dienen. Leben und Denken muß bei uns aus 
(Einem Stücke sein und ein sich durchdringendes und gediegenes Ganzes... 
wir müssen, um es mit (Einem Worte zu sagen, uns Charakter anschaffen; 
denn Charakter haben und Deutsch sein ist ohne Zweifel gleichbedeutend. 
(Aus der 12. Rede.) 
2. Lasset, o lasset euch ja nicht lässig machen durch das verlassen 
auf andere oder auf irgend etwas, das außerhalb euer selbst liegt, noch 
durch die unverständige Weisheit der Zeit, daß die Zeitalter sich selbst 
machen ohne alles menschliche Zutun vermittels irgendeiner unbekannten 
Kraft. Diese Reden sind nicht müde geworden euch einzuschärfen, daß euch 
durchaus nichts helfen kann denn ihr euch selber, und sie finden nötig, 
es bis auf den letzten Augenblick zu wiederholen. Wohl mögen Regen und 
1) Sichte hat die 14 ,.Reden an die deutsche Ration" zwischen dem 
13. Dezember 1807 und dem 20. März 1808 in dem runden Saale des Akademie« 
gebäudes in Berlin gehalten. Die zwei Bruchstücke, die hier geboten werden, 
befinden sich in der vortrefflichen Ausgabe von A. Ciebert S. 208 f. und S. 254f. 
Quellcnfammlung 1,13. Cambed: 1807—1815 2
	        
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